Trotz Schleichwegen: Stadt will Fahrverbot

Erstellt von Pia Meier |
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Die Stadt will einen Abschnitt der Dachslernstrasse in Altstetten mit einem Fahrverbot belegen. Anwohner, Gewerbetreibende, politische Parteien und Vereine wehren sich. Doch der Stadtrat hat ihre Begehren abgewiesen.

Neu soll auf der Dachslernstrasse zwischen der Stampfenbrunnen- und der Feldblumenstrasse ein Fahrverbot gelten, um den Schulweg zu sichern. Zudem soll die Spirgartenstrasse, auf der heute Einbahnverkehr herrscht, geöffnet werden. Gegen diese Verfügung des Sicherheits­departements haben einige Parteien beim Stadtrat je ein Begehren um Neubeurteilung gestellt. Hauptgrund ist, dass die Autofahrer durch diese Anordnung zu Umwegfahrten gezwungen seien. Zudem machen sie geltend, dass keine ausreichenden Gründe für ein Fahrverbot auf der Dachslernstrasse bestehen, da die Schulkinder bereits aufgrund der Tempo-30-Zone und den baulichen Verkehrs­beruhigungsmassnahmen hinlänglich geschützt seien.

Allmend würde beeinträchtigt

Weiter wird darauf hingewiesen, dass Grün Stadt Zürich zusammen mit der reformierten Kirchgemeinde eine urbane Allmend Altstetten mit einer Spielwiese an der Spirgartenstrasse plant. Die Öffnung der Strasse in beide Richtungen würde mit dem zu erwartenden Zusatzverkehr eine Gefahr für spielende Kinder und Familien bedeuten.

Auch der Quartierverein Altstetten argumentiert, dass die Dachslernstrasse eine Quartierstrasse ist. «Die Umwandlung in eine Spielstrasse wäre aber unseres Erachtens eine Option.» Die SVP-Gemeinderäte Samuel Balsiger und Roger Bartholdi fordern vom Stadtrat mittels eines Postulats die Aufhebung des Fahrverbots auf der Dachslernstrasse zwischen Stampfenbrunnen- und Feldblumenstrasse. «Mit den geplanten Verkehrsvorschriften wird das Problem noch ­vergrössert, denn der Verkehr wird weiträumig durch das Quartier geführt.» ­Tobias Schärli, Präsident des Gewerbevereins Altstetten-Grünau, spricht Klartext: «Wir sind vom Entscheid des Stadtrates sehr enttäuscht. Es hat durchaus konstruktive Vorschläge gegeben, wie ein zeitlich begrenztes Fahrverbot.» Die Anliegen aus dem Gewerbe hätten es immer schwerer, überhaupt noch Gehör zu finden, so Schärli, obwohl der Stadtrat immer wieder öffentlich betone, wie wichtig ihm das Gewerbe in der Stadt Zürich sei.

Offen für Velos und Motorräder

Anders sieht es die SP, wie Gemeinderat Pascal Lamprecht auf Anfrage festhält: «Wir unterstützen das Fahrverbot an der Dachslernstrasse. Dieses wurde ja aus der Bevölkerung mittels Petition angeregt.» Der Grund ist der Zusammenschluss der beiden Schulen Feldblume und Dachslern wegen der Umwandlung in eine Tages­schule. «Die neue Verkehrsvorschrift ist ein Beitrag zur Verkehrssicherheit.» Zubringerdienste sollen gewährleistet sein, weshalb das Quartier auch weiterhin gut erschlossen sei.
Die Stadt weist darauf hin, dass an der Dachslern- und an der Spirgartenstrasse jene Massnahme gewählt wurde, die den Zweck mit den geringsten Einschränkungen erreicht. Für Rad- und Motorradfahrende bleibe die Dachslernstrasse weiterhin durchgehend befahrbar. Die Stadt hält den Zeitverlust für Autofahrende für moderat. «Die angefochtenen Verkehrsanordnungen sind deshalb verhältnismässig.» Die Begehren um Neubeurteilung wurden folglich abgewiesen. Zudem hat die Stadt beschlossen, die vier bei den Schulhäusern gelegenen, öffentlichen Parkplätze der Blauen Zone aufzuheben und die Einführung einer Begegnungszone anzustreben.

Fehlender Linksabbieger

Die SVP-Gemeinderäte weisen darauf hin, dass der Ursprung für den Mehrverkehr auf der Dachslernstrasse in der Auf­hebung der direkten Linksabbiegebeziehung von der Karstlernstrasse in die Badenerstrasse liege. Diese Abbiegemöglichkeit wurde im Zug der Bauarbeiten für die Limmattalbahn aufgehoben. Balsiger und Bartholdi betonen, dass es seit dem Umbau und der neuen Verkehrs­regelung am Farbhof zu Mehrverkehr im Quartier kommt. «Dies insbesondere auf der Dachslernstrasse zur Feldblumenstrasse, da dies der kürzeste Weg in die Badenerstrasse Richtung Schlieren ist.» Ihr Fazit: «Um den Verkehr im Quartier zu verringern, soll die Fahrbeziehung aus der Karstlernstrasse nach Schlieren direkt über die Badenerstrasse geregelt werden.»

Gemäss Lamprecht braucht es zwingend ein grösseres Verkehrskonzept infolge der fehlenden Linksabbiegebeziehung von der Karstlernstrasse. Dieses betreffe einerseits die Badenerstrasse und  den Knoten Farbhof selbst, andererseits  aber auch das Bewusstsein, dass die Rautistrasse als Quartierhaupterschliessung gilt. «Wir haben die Stadtverwaltung auf diese Problematik auch bereits verschiedentlich aufmerksam gemacht.» Der Quartierverein bezweifelt, dass ein Gesamtverkehrskonzept sinnvoll ist. «Wir haben bereits vor dem Bau der Limmattalbahn auf Mängel im Konzept hingewiesen: Vermeidung grosser Umwege zu den Hauptverkehrsachsen, Verringerung von Schleichverkehr. Vergeblich», hält Christoph Ramseier vom Vorstand fest.

Stadt nimmt keine Anpassung vor

Auf Anfrage teilt die Dienstabteilung Verkehr mit: «Wir beobachten die ganze Situation rund um den Farbhof laufend und werden wo nötig Anpassungen vornehmen. Aktuell drängen sich aber keine Massnahmen auf.» Fahrzeuglenkende könnten entweder über die Dachslernstrasse in die Feldblumenstrasse fahren und von dort links Richtung Schlieren in die Badenerstrasse einbiegen oder von der Karlernstrasse rechts in die Badenerstrasse einbiegen und anschliessend ­einen U-Turn in Richtung stadtauswärts machen. Erfahrungsgemäss würden ­Verkehrsteilnehmende einige Zeit benötigen, bis eine neue Verkehrsführung ­verstanden werde.