Troubleshooter muss städtische Stiftung auf Kurs bringen

Erstellt von Lorenz Steinmann |
Zurück

In der von Stadträtin Claudia Nielsen präsidierten Stiftung Alterswohnungen Zürich herrscht im Direktorium ein Kommen und Gehen. Bevor in zwei Monaten abermals eine neue Chefin beginnt, amtet mit Ernst Tschannen ein alter Bekannter als Troubleshooter.

In der städtischen Stiftung Alterswohnungen Zürich (SAW) rumort es schon seit Längerem, wie es von verschiedenen Quellen heisst. Präsidiert wird die organisatorisch dem Gesundheits- und Umweltdepartement angegliederte Stiftung von Stadträtin Claudia Nielsen. Höhepunkt der Querelen war der abrupte Rücktritt des langjährigen Mitglieds Peter Stähli-Barth. Er war 20 Jahre als Parteikollege von Nielsen Mitglied des Stadtzürcher Gemeinderats. Grund des Eklats: Bei der dritten Besetzung des Direktorenpostens innert vier Jahren waren sich Geschäftsleitung und Stiftungsrat bei einem Zweiervorschlag nicht einig, wer gewählt werden soll. Die Geschäftsleitung war für den einen Kandidaten, der Stiftungsrat für die andere Kandidatin der Endrunde. Dabei soll Nielsen gemäss der «NZZ am Sonntag» einen Bericht der Geschäftsleitung nicht dem ganzen Stiftungsrat zugänglich gemacht haben.

«Offene, gewinnende Art»
Brisant daran ist, dass der Stiftungsrat schon bei der Wahl der Direktorinnen Vera Rentsch und Beatrice Appius nicht erfolgreich war. Beide Personen waren nach kurzer Zeit wieder weg. Nun wurde Andrea Martin-Fischer gewählt, wie es auf Anfrage heisst. Die jetzige Leiterin der privaten Altersresidenz Nordlicht in Oerlikon habe einen eindrücklichen beruflichen Werdegang von der Pflegfachfrau zur Geschäftsführerin mit fundierter Führungserfahrung vorzuweisen, betont Nina Scheu. Scheu ist seit Anfang Januar 2018 zuständig für die Kommunikation bei der SAW. Sie fügt an, dass Andrea Martin-Fischer eine offene, gewinnende Art habe. Etwas, was an ihren beiden Vorgängerinnen vermisst wurde.
In der SAW fehlten Grundlagen
Trotzdem bleiben offene Fragen. Warum folgte der Stiftungsrat nicht dem Vorschlag der Geschäftsleitung unter dem Vorsitz von Ernst Tschannen? Tschannen gilt als anerkannter Manager und leitet seit Juli 2017 ad interim die Geschicke der SAW. Vorher war Tschannen zwölf Jahre lang Dienstchef von Grün Stadt Zürich, bevor er sich mit der damaligen Stadträtin Ruth Genner überwarf und gehen musste. Er wechselte 2013 in die Privatwirtschaft und wurde CEO der Erdgas Ostschweiz AG, später Chef der ausgegliederten Open Energy Platform AG, welche mit Erdgas handelt. Tschannen will sich gegenüber der Lokalinfo nicht äussern, nur so viel: Er leite die SAW lediglich noch bis März 2018. Gemäss Nina Scheu haben Ernst Tschannen und seine Geschäftsleitung alle Tätigkeiten der SAW analysiert und ein Schwerpunktprogramm erarbeitet. Offensichtlich fehlten diese Papiere bisher. «Die Grundlagen werden der neuen Direktorin den Einstieg wesentlich erleichtern», ist Scheu überzeugt. Eine Tatsache bleibt aber: Nun wird abermals eine Person Direktorin, die aus dem Gesundheitsbereich kommt und nicht aus dem klassischen Management. Hat sich Claudia Nielsen wiederum zu stark ins Operative und Personelle eingemischt, wie ihr das auch schon angekreidet wurde? Nielsen wehrt sich: «Diesen Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen. Der Stiftungsrat ist verantwortlich für die strategischen Entscheide der SAW und nimmt diese Verantwortung als Gremium war.» Sie betont, dass mit Ernst Tschannen die Zusammenarbeit sehr gut funktioniere. «Ich bin überzeugt, dass es mit der neuen Direktorin auch gut laufen wird», gibt sich Nielsen optimistisch.

*************

Zürcher Stiftung Alterswohnungen: Rund 130 Mitarbeitende beschäftigt die Zürcher Stiftung Alterswohnungen (SAW). Sie bietet an 34 Standorten rund 2000 altersgerechte, mehrheitlich über die Wohnbauförderung vergünstigte Wohnungen an. Dazu bietet sie Dienstleistungen an wie Spitex, Hauswartungen und Wäscheservice. Die Stiftung ist dem Departement von Stadträtin Claudia Nielsen angegliedert. Nielsen ist auch Präsidentin des Stiftungsrats. (ls.)