Umdenken in der alten Theater-Kultur

Erstellt von Céline Geneviève Sallustio |
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Seit 33 Jahren bringt der Küsnachter Theaterverein «Die Kulisse» jeden Frühling ein neues Stück auf die Bühne – ausser in diesem Jahr. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, sucht der Verein nach kreativen und zukunftstauglichen Alternativen für die bisherige Theater-Kultur.

Jedes Frühjahr bringt die Küsnachter Schauspielgruppe «Die Kulisse» ein Theaterstück auf die Bühne. Und dies seit 1988. Doch in diesem Frühling bleiben die Scheinwerferlichter aus, der Schauplatz unbespielt und das Publikum stumm. Zum zweiten Mal in Folge: Nachdem der Vorstand des Vereins bereits im Frühling 2020 sein Stück «Der kauka­sische Kreidekreis» aufgrund der Corona-Pandemie hatte absagen müssen, ­entschied er sich vergangene Woche schweren Herzens, auch die geplante Aufführung im kommenden Frühling abzusagen. Und dies, obwohl das Stück «Wir sitzen doch alle in unserer Kiste – Ein Stück Hoffnung, ein Stück Einsamkeit» speziell Corona-konform geplant und inszeniert worden ist.
Präsidentin des Theatervereins, Monica Langfritz, begründet den einstimmigen Entscheid des Vorstands wie folgt: «Es ist heute nicht mehr vorstellbar, dass sich die Lage bis Anfang März so weit verbessern könnte, dass unser Theater für maximal 50 Zuschauer öffnen könnte.»

Kreativ und spontan sein gefragt

Theaterproben fanden bis jetzt trotzdem statt. Zwar nicht auf der Bühne, jedoch hinter dem Bildschirm. «Auch Vorstandssitzungen und die ganze Organisation finden via Zoom statt. Dies bringt den Vorteil, dass die Teilnehmenden oft viel konzentrierter und die Traktanden so viel schneller bearbeitet sind», sagt die 62-jährige Vereinspräsidentin.


Der Fokus auf das zu Erledigende sei grösser, als wenn man sich persönlich treffe. Nebst den Proben und der Bürokratie überlege sich der Theaterverein ganz allgemein, wie sie künftig Theaterstücke aufführen können – und eventuell sogar müssen: Was passiert, wenn die Hauptrolle krank ist? Können wir jemals wieder Aufführungen mit über einem Dutzend Schauspielerinnen und Schauspielern aufführen? Besteht die Möglichkeit ein Theaterstück im Freien vorzutragen? «Vielleicht sind diese Fragen in zwei Jahren bereits wieder Vergangenheit. Doch in der aktuellen Situation bleibt uns nichts anderes übrig, als uns kreative Alternativen zur bisherigen Theater-Kultur zu überlegen, die wir spontan umsetzen können», so Langfritz.

Geschichten erzählen

Welche Bedeutung hat Theater in Zeiten von Corona? «Theater machen heisst, ­Geschichten zu erzählen und aktuelle ­gesellschaftliche Situationen und Phänomene zu reflektieren.» Menschen würden von verschiedenen Ereignissen beeinflusst. «Als Theater stehen wir vor der Aufgabe, diese Geschichte und diese Geschichten  auf die Bühne zu bringen», sagt die Präsidentin. Auch wenn die triste und scheinbar aussichtslose Corona-Krise Zweifel an Besserung aufkommen lässt, hat Langfritz Hoffnung, dass die Kreativität des Vereins bleibt und der Theaterverein in naher Zukunft ein Stück auf die Bühne bringen darf. «Denn ein Leben ohne Kultur – ganz egal ob im Theater oder in der Musik – ist sehr arm.»

Weitere Informationen über den Theaterverein «Die Kulisse» auf www.kulisse.ch