Verbesserung der Geschäftslage in Sicht

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Gemäss einer Mitteilung der die Konjunkturforschungsstelle der ETH schreitet die Erholung der Schweizer Wirtschaft mit grossen Schritten voran: Die Unternehmen melden im April eine deutlich bessere Geschäftslage als im Vormonat. Die seit Jahresbeginn andauernde Aufwärtsbewegung des Geschäftslageindikators setzt sich damit verstärkt fort. Bezüglich der Entwicklung in den kommenden Monaten sind die Unternehmen zudem deutlich zuversichtlicher als im Vormonat und zu Beginn dieses Jahres.

Die deutliche Verbesserung der Geschäftslage rührt vor allem vom Verarbeitenden Gewerbe, Detailhandel und Grosshandel her, wo sich die Lage jeweils klar verbessert hat. Die Geschäftslage ist in diesen Bereichen nun vorwiegend gut. Das Verarbeitende Gewerbe hofft, die Krise langsam abschütteln zu können. Allerdings bereitet die zeitnahe Verfügbarkeit von Vorprodukten dem Verarbeitenden Gewerbe aber auch dem Grosshandel zunehmend Sorgen. Im Detailhandel ist die Geschäftslage so gut wie seit dem Jahr 2008 nicht mehr – also vor dem Beginn der Finanzkrise. Leicht günstiger als im Vormonat und auch als zu Jahresbeginn ist die Geschäftslage im Projektierungsbereich. Etwas weniger schlecht als zu Jahresanfang ist sie bei den übrigen Dienstleistungen. Allerdings kommt bei den Dienstleistern die Erholung nur sehr schleppend voran und die Lage ist insgesamt ungünstig.

Im Baugewerbe ist die Lage dagegen stabil. Nicht mehr ganz so positiv wie im Vormonat aber weiterhin vorwiegend gut ist die Geschäftslage bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern. Schlusslicht bei der Lageeinschätzung ist erneut das Gastgewerbe, bei dem sich seit Jahresbeginn keine Besserung einstellt. Die Lage bleibt hier weiterhin sehr schlecht. Die Antworten auf die Unternehmensbefragungen gingen jedoch zum überwiegenden Teil vor den am 14. April 2021 durch den Bundesrat verkündeten Lockerungen ein. Gerade in der Gastronomie sind die Antworten die nach dem Entscheid eingingen, tendenziell etwas weniger pessimistisch.

Die Geschäftslage der Wirtschaftsbereiche im Einzelnen

Im Verarbeitenden Gewerbe entspannt sich die Situation deutlich und die kommenden Monate dürften lebhaft werden. Das Verarbeitende Gewerbe wittert Frühlingsluft, die Geschäftslage verbessert sich im April deutlich. Die positive Entwicklung ist in weiten Teilen dieses Wirtschaftsbereichs sichtbar. Sowohl bei den export- als auch bei den binnenorientierten Unternehmen. Oder in einer anderen Kategorisierung: sowohl bei den kleinen, den mittelgrossen als auch den grossen Unternehmen. Die Firmen konnten vermehrt neue Aufträge akquirieren und dementsprechend blicken sie etwas entspannter auf den vorhandenen Auftragsbestand. Auch die Reichweite dieser Auftragsreserven hat zugenommen. Die Produktion wurde bereits deutlich hochgefahren und die Kapazitätsauslastung ist gestiegen. Mit einer Auslastung von 82.5% ist sie im längerfristigen Vergleich sogar überdurchschnittlich. Die Fertigwarenlager werden zudem nicht mehr als zu voll angesehen und die Firmen haben den Eindruck, dass sie auch nicht mehr zu viele Vorprodukte auf Lager haben. Dies deutet darauf hin, dass sie vermehrt mit einer Produktionsausweitung rechnen, was sie auch explizit bei ihren Planungen angeben. Dies wirkt sich auf ihre Personalplanungen aus: Erstmals seit zwei Jahren sind diese per Saldo nicht mehr negativ. In diesem für sie günstigen Umfeld wollen die Firmen häufiger die Verkaufspreise anheben und so ihre Ertragslage, die sich bereits in den vergangenen drei Monaten günstig entwickelt hat, weiter verbessern. Offenbar hofft das Verarbeitende Gewerbe, die Krise langsam abschütteln zu können.

Die Lage in den Baubereichen hellt sich seit Jahresbeginn auf, die weitere Entwicklung dürfte leicht positiv sein. In den mit der Bautätigkeit verbundenen Bereichen Projektierung und Baugewerbe entwickelt sich die Geschäftslage im April stabil bis leicht positiv. Während der Wert des Geschäftslageindikators im Projektierungsbereich leicht gestiegen ist, blieb er im Baugewerbe unverändert. Dennoch ist in beiden Bereichen die Entwicklung seit Jahresbeginn insgesamt eher positiv. So gut wie vor der Pandemie ist die Geschäftslage allerdings nicht. Bei den Projektierungsbüros ist die Nachfrageentwicklung günstiger als im Vormonat und die Reichweite der vorhandenen Auftragsreserven merklich gestiegen. Die Büros wollen daher ihre Leistungserbringung in der nächsten Zeit leicht erhöhen und suchen deswegen häufiger zusätzliches Personal. Das Baugewerbe verzeichnet ebenfalls eine lebhaftere Nachfrage nach seinen Leistungen. Die Produktionstätigkeit wurde jedoch nur leicht angepasst. Immerhin ist die Kapazitätsauslastung weiter gestiegen und nun im Zeitvergleich knapp überdurchschnittlich. Mit Blick auf die weitere Entwicklung sind die Unternehmen bezüglich der Nachfrage und der Produktionstätigkeit nicht mehr ganz so skeptisch wie in den Monaten zuvor, eine kräftige Belebung erwarten sie aber nicht. Sie hoffen jedoch zunehmend aus der negativen Preisspirale herauszukommen, sodass ihre Ertragslage weniger häufig leiden sollte.

Der Handel kommt mit Wucht zurück, die Kunden kaufen wieder und die Perspektiven sind günstig. Im Detailhandel ist die Februar-Delle endgültig überwunden. Die Geschäftslage verbessert sich im April kräftig. Damit ist sie nun so gut wie seit dem Jahr 2008 nicht mehr, also seit der Zeit vor der Finanzkrise. Die Kunden kaufen deutlich mehr Waren ein als bisher und die Lagerbestände werden von den Unternehmen weniger kritisch betrachtet. Die Ertragslage stabilisierte sich. Die Detailhändler erwarten weitere Umsatzzuwächse in der nahen Zukunft, auch wenn ihr Optimismus bezüglich nochmaliger Steigerungen im Vergleich zum Vormonat etwas abgenommen hat. Die Zahl der Mitarbeitenden wird kaum noch als zu gross angesehen. Zusätzliche Einstellungen sind allerdings nicht beabsichtigt. Im Grosshandel hellt sich die Geschäftslage stark auf. Allerdings ist die Entwicklung zweigeteilt: die Besserung rührt vom Produktionsverbindungshandel (Grosshandel mit Produkten für die Produktion) her. Diese aufstrebende Tendenz steht im Einklang mit der günstigeren Situation im Verarbeitenden Gewerbe. Der Konsumtionsverbindungshandel (Grosshandel mit Konsumgütern) steckt dagegen weiter in seinem Tal fest. Die Nachfrageerwartungen sind zwar in beiden Handelssparten günstiger als im Vorquartal, aber auch diesbezüglich zieht der Produktionsverbindungshandel davon. In beiden Grosshandelssparten rechnen die Unternehmen mit deutlich steigenden Lieferfristen, es wird schwieriger, rasch an neue Waren zu kommen.

Die Finanz- und Versicherungsdienstleister sehen sich vorwiegend in einer guten Position und die Ertragslage dürfte sich weiter verbessern. Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sinkt der Geschäftslageindikator leicht. Die Geschäftslage ist aber weiterhin gut. Die Institute sehen den Rückgang zudem als temporär an, die Erwartungen an die Geschäfte im kommenden halben Jahr sind positiver als im Vormonat. Die Ertragslage entwickelte sich zuletzt sehr günstig, insbesondere bei den Banken. Auch für die nächste Zeit rechnen die Umfrageteilnehmenden vermehrt mit Ertragssteigerungen. Die Banken stellen sich auf eine stark steigende Nachfrage durch Privatkunden ein, bei denen sie zudem eine Verbesserung der Bonität sehen. Nicht ganz so schwungvoll, aber dennoch positiv, dürfte die Nachfrageentwicklung bei den Firmenkunden sein. Der Erfolg der Banken wird weiterhin getragen vom Kommissionsgeschäft. Aber auch vom Handelsgeschäft erhoffen sie sich leichte Impulse. Schwierig bleibt dagegen das Zinsgeschäft.

Das Gastgewerbe steckt weiter in seinem Tal fest, die Firmen hoffen aber bald Tritt zu fassen. Das Gastgewerbe leidet weiterhin sehr. Während sich die Geschäftslage in den Berg- und ganz leicht entspannt, vermelden die Städte keinerlei Besserung. Allerdings ging die überwiegende Zahl der Antworten vor dem Bundesratsentscheid zur Öffnung der Aussengastronomie am 19. April ein. Diese Massnahme könnte eine kleine Wende bewirken. Zumindest deuten dies die Antworten der Firmen an, die nach dem Entscheid bei der KOF eingegangen sind. Die Gastronomie war zuvor bis auf das Mitnahme- und Liefergeschäft sowie die Bewirtung eigener Übernachtungsgäste geschlossen. Die Auslastung der Hotels war abermals sehr gering und viele Zimmer blieben leer. Immerhin sind die Erwartungen der Beherbergungsbetriebe für die Logiernachtzahlen in diesem Quartal nicht mehr ganz so pessimistisch wie bis anhin. Das gilt vor allem für die inländischen, aber auch abgeschwächt für die ausländischen Gäste.

Allerdings hat sich dies noch nicht in den eingegangenen Reservationen niedergeschlagen. Immerhin führen die nur noch selten negativen Nachfrageerwartungen dazu, dass geringere Einschnitte beim Personal geplant und kaum mehr Preissenkungen beabsichtigt sind. Die Geschäftserwartungen insgesamt sind mit Blick auf das kommende halbe Jahr erstmals seit Beginn der Coronakrise nicht mehr negativ.

Die übrigen Dienstleister bekunden Mühe aus ihrem Tief herauszukommen, für die Geschäfte im kommenden halben Jahr steigt aber die Zuversicht. Bei den übrigen Dienstleistern verläuft die Erholung in diesem Jahr bisher schleppend. Abgesehen von dem noch deutlich tieferen Niveau des Geschäftslageindikators in der ersten Coronawelle ist die Lage weiterhin historisch schlecht. Immerhin sehen die Dienstleister aber Licht am Ende des Tunnels: Die Geschäftserwartungen sind jüngst nochmals optimistischer geworden. Die Unternehmen rechnen vermehrt mit einem Anziehen der Nachfrage nach ihren Diensten. Das ist auch notwendig, denn die Auslastung der Unternehmen ist momentan sehr niedrig. Besonders der Teilbereich Verkehr drückt die durchschnittliche Auslastung des Sektors nach unten. Aber immerhin reicht die Zuversicht bezüglich der weiteren Entwicklung so weit, dass die Unternehmen trotz momentan niedriger Auslastung für die kommenden Monate vermehrt einen Personalaufbau ins Visier nehmen. (pd.)