Aus sportlicher Sicht kann das Herrenteam des Basketballclubs Küsnacht-Erlenbach in die NLB aufsteigen. Über den Aufstieg entscheidet allerdings nicht der sportliche Aspekt, sondern technische und finanzielle Fragen.
Es war ein «präventiver», freiwilliger Abstieg: Vor zwei Jahren hat der Basketballclub Küsnacht-Erlenbach (BCKE) seine Fanionteams der Herren und Frauen aus der NLB zurückgezogen. Aus «hallentechnischen» Gründen, so die offizielle Verlautbarung damals.
Erst jetzt wird der Hintergrund bekannt: Vor rund zweieinhalb Jahren wurde der Basketballverein von der Gemeinde Erlenbach darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Sporthalle Allmendli, die Heimspielstätte des BCKE, saniert werden soll. «Das war für uns ein Schock, denn durch den Verlust unserer Spielstätte hätten wir vom Spielbetrieb ausgeschlossen werden können», blickt BCKE-Präsident Robert Gerritsma zurück. Bei einem Zwangsabstieg hätte der Verein erst nach drei Jahren wieder aufsteigen dürfen. Dies wäre gemäss Gerritsma für den Verein, der stark in die Nachwuchsförderung investiert und mit verschiedenen Juniorenteams in der nationalen Spitze spielt, verheerend. Um dieses Risiko zu umgehen – denn auch in Küsnacht ist keine Sporthalle vorhanden, die den Anforderungen für Spitzenbasketball genügt, – zog der Verein seine beiden Top-Teams zurück. Mit komplett neu zusammengestellten und verjüngten Teams starten die Herren in der 1. Liga national und die Damen gar in der 2. Liga einen Neubeginn – in der Hoffnung, nach der Sanierung der Sporthalle Allmendli in Erlenbach dann wieder aufsteigen zu können.
Dachschaden im Allmendli
Heute, nach nur zwei Jahren, hat der Verein aus sportlicher Sicht bereits wieder die Möglichkeit, mit dem Herrenteam in die NLB aufzusteigen. «Wir haben eigentlich ein Luxusproblem. Das junge Team hat sich viel schneller entwickelt als erwartet», sagt BCKEPräsident Gerritsma (siehe Kasten Seite 7). Das Problem dabei: Die Hallensituation präsentiert sich quasi unverändert. Die Sanierung der Allmendli-Halle in Erlenbach erfolgte noch nicht. Gemäss dem Erlenbacher Gemeindeschreiber Hans Wyler ist der Sanierungsbedarf nicht dringlich. «Sonst wären die entsprechenden Arbeiten bereits ausgeführt», hält er auf Anfrage fest. Dem Gemeinderat liege ein Sanierungsprojekt mit verschiedenen Massnahmen vor. Der Kostenrahmen sei abhängig «vom dannzumaligen Realisierungsgrad und geht von ein paar zehntausend Franken bis im Maximalfall von etwas über 4 Millionen Franken aus», so Wyler. Wie er bestätigt, war ein Schaden am Dach der Sporthalle der Auslöser für das Ausarbeiten des Sanierungsprojekts. Das Dach der Sporthalle weise Risse auf, durch die Wasser eindringe, so Wyler. «Die Risse werden allerdings laufend behoben. Ein wirklich relevanter Wasserschaden liegt bis dato nicht vor», hält der Gemeindeschreiber fest. Dazu komme, dass die Sporthalle «ins Alter gekommen » sei und auch gewisse Bauteile ihre Lebensdauer erreichten. Trotzdem will die Gemeinde Erlenbach mit dem Entscheid über eine teilweise oder allenfalls gar vollständige Umsetzung bis zum Vorliegen des Schulraumkonzepts der Schulpflege für die Legislatur 2018 bis 2022 zuwarten. «Die Sporthalle wird aber selbstverständlich instand gehalten, und auftretende Mängel werden behoben», betont Wyler.
In Küsnacht noch nichts spruchreif
Dass das Sanierungsprojekt für die Erlenbacher Sporthalle nicht in den nächsten zwei bis drei Jahren umgesetzt wird, hat auch der Basketballclub auf informellem Weg mitgeteilt bekommen. Doch die Tatsache, dass dieses Projekt hinten anstehen muss, bedeutet für den stetig wachsenden Sportverein immerhin, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren eine Heimspielstätte vorhanden ist. Längerfristig liegen die Hoffnungen auf einer neuen Dreifachhalle in Küsnacht (siehe Kasten). «Was in Küsnacht passiert, ist für uns ebenfalls ein zentraler Faktor», sagt BCKE-Präsident Gerritsma.
Gemäss aktuellen Recherchen ist das Projekt «Dreifachturnhalle» in Küsnacht aber noch nicht spruchreif. Michael Schubiger, Präsident des HC Küsnacht, betont zwar, dass auch das Überleben des Handballclubs von einer Dreifachturnhalle abhängig sei. Wie er auf Anfrage sagt, hätten die drei Vereine BCKE, Zürichsee Unihockey und HC Küsnacht Mitte März bei der Gemeinde erneut einen «Hilferuf» eingereicht. Einerseits benötige der Verein eine Übergangslösung, zum Beispiel in Form eines Ballons, und andererseits eine neue Turnhalle. Wie Schubiger ausführt, erfülle keine der bestehenden Hallen in Küsnacht die Vorgaben des Handballverbandes für den Trainingsund Spielbetrieb für Kategorien älter als U11-Junioren. Den U13-Junioren- Betrieb in der Heslibachhalle kann der Verein nur dank einer Sonderbewilligung noch ein Jahr aufrechterhalten, und für ältere Juniorenmannschaften müsse man Lösungen mit anderen Vereinen aus der Region suchen.
Die Gemeinde Küsnacht gibt momentan keine Auskunft zum Projektstand. Auf offiziellem Weg ist einzig zu vernehmen, dass sich in dieser Angelegenheit noch keine Änderungen ergeben hätten.
Mehr Fördergelder in NLB
Doch zurück zu den Basketballern und ihren Aufstiegsplänen: In der nächsten Saison in der NLB zu spielen, wäre aus Sicht des Vereins auch gewinnbringend, weil der Verband für Junioren in NLB-Vereinen mehr Fördergelder bezahlt. Darauf sei man angewiesen, denn soeben habe der Verein von mehreren Gemeinden eine Absage für Förderbeiträge erhalten, führt der Basketballer Gerritsma aus. Mit seinem grossen Einzugsgebiet habe der Basketballclub ein schweren Stand, viele Gemeinden würden nur offiziell ortsansässigen Vereinen Unterstützung gewähren, dies obwohl der Verein Basketballjunioren vom ganzen Seeufer aufnimmt.
Die Teilnahme in der NLB wäre aber gleichzeitig auch eine finanzielle Belastung, sind doch die Einschreibeund Teilnahmegebühren in der NLB um rund 25 000 Franken höher als in der 1. Liga national. «Wir sind nun mit Sponsoren am Verhandeln», sagt der BCKE-Präsident. Die Situation müsse sich möglichst in den nächsten Tagen klären, sonst bestehe die Gefahr, dass die erfolgreichen Spieler von anderen Vereinen abgeworben werden.
Aus sportlicher Sicht würde man den Aufstieg ohnehin gerne realisieren. «Die Jungs sind total gut drauf, und wir würden ihnen natürlich gerne die Möglichkeit geben, in der NLB zu spielen», sagt Gerritsma. So spreche er allerdings mit dem Herzen, als Präsident müsse er aber auch auf den Kopf hören. «Und dieser sagt, dass eine geeignete Spielstätte das A und O ist.» Wie lange diese in der Erlenbacher Halle Allmendli besteht, ist aber ähnlich ungewiss wie die Antwort auf die Frage, ob in Küsnacht dereinst eine neue Spielstätte für Hallensportarten entsteht. (aj.)