Vom fossilen ins klimaneutrale Geschäft

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Ein neuer Managing Director und 40 Jahre MAN-Prüfstand in Zürich: Dies waren die Hauptthemen einer Medienkonferenz im Escher-Wyss-Areal. Die Maschinenbauer blickten zurück und in eine spannende Zukunft: Es gilt, die Herausforderungen der Energiewende anzupacken.

Der scheidende Managing Director Hans Gut startete seine Präsentation mit einem Blick auf die Geschichte der Vorgängerunternehmen von MAN Energy Solutions sowie des Standorts im Zürcher Industriequartier. Escher Wyss war im Jahre 1805 bei der Neumühle in der Zürcher Innenstadt gegründet worden. Die Wurzeln anderer Vorgängerfirmen reichen noch weiter zurück – bei der Eisenhütte St. Antony bis 1758. Gut zeigte eine Luftaufnahme des Escher-Wyss-Areals zu Beginn des 20. Jahrhunderts und wies mit der Hand zum Fenster: «Wenn Sie jetzt aus dem 7. Stock dieses Gebäudes schauen, wird Ihnen bewusst, wie sehr sich das Industriequartier seitdem entwickelt hat.» Anstelle der weiten Felder auf der historischen Aufnahme breitet sich ein Häusermeer vor dem Betrachter aus.

Ein weiteres Bildpaar, das eine Werkhalle bei Escher Wyss damals und heute zeigt, vermittelte dagegen erstaunliche Kontinuität über den Zeitraum eines Jahrhunderts: Damals wie jetzt werden auf dem Areal Maschinen mit gewaltigen Ausmassen gebaut, jeweils auf dem neuesten Stand der Technik. Die Firmenbezeichnungen haben mehrfach gewechselt, lange Jahre war der Name Sulzer beherrschend. 2010 schliesslich kaufte der MAN-Konzern das Unternehmen. «Wir stellen Turbomaschinen und Kompressoren her, mit denen man Luft und Gas verdichtet», erklärte Hans Gut. Am Standort Zürich beschäftige man 800 Mitarbeiter.

Grosse Umwandlung

Der antretende Managing Director Patrik Meli verschwieg nicht, dass das Unternehmen vor enormen Herausforderungen steht. «Wir sind heute noch sehr im fossilen Geschäft verankert, nämlich in der Öl- und Gasförderung sowie dem Transport von Gas», führte er aus. «Ich bin jedoch überzeugt davon, dass die Energiewende kommen wird, und dann wird die alles entscheidende Frage sein, wie wir die regenerativen Energien speichern wollen.» Bereits in zehn Jahren soll laut Patrik Meli ein grosser Teil des Geschäftes im klimaneutralen Bereich angesiedelt sein, was eine riesige Umwandlung bedeutet. Quasi als Vorgeschmack auf die anbrechenden Zeiten erläuterte er die Funktionsweise des preisgekrönten MAN-ETES-Systems, eines elektro-thermischen Energiespeichers, der ähnlich wie ein Pumpspeicherkraftwerk funktioniert. «Fünf dieser Anlagen würden reichen, um beispielsweise die Stadt Genf klimaneutral mit Energie zu versorgen», erfuhren die Anwesenden.

Probelauf kostet fast eine Million

Auf einem Rundgang ging es durch die Werkhallen, wo man sich ein Bild davon verschaffen konnte, wie heute in der Produktion des grössten Industrieunternehmens auf Stadtzürcher Gebiet gearbeitet wird. Die Dimension der Werkstücke beeindruckte, und die komplett montierten Anlagen im MAN-Prüfstand, der dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert, waren der visuelle Höhepunkt für die Besuchergruppe. «Zwischen einer halben und einer ganzen Million Franken kostet allein der Probelauf für einen solchen Kompressor, die Testphase dauert zwei Wochen, danach folgen vier Wochen Abbauzeit», erklärte Hans Gut. Die Information, dass solch ein Testlauf vorher beim Elektrizitätswerk angemeldet werden muss, damit durch den Stromverbrauch von 24 Megawatt nicht plötzlich der ganze Kreis 5 im Dunkeln liegt, vervollständigte den Eindruck, mit welcher Grössenordnung von Maschinen man es hier zu tun hat. (Marcus Weiss, Text und Foto)