Vom Wohnturm bis zur Nebelwolke

Erstellt von Lisa Maire |
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An der jährlichen Veranstaltung «Zürich-West Diagonal» informierten letzte Woche drei Stadträte und eine weitere Referentin über eine Vielzahl öffentlicher und privater Bau- und Infrastrukturprojekte im Kreis 5.

90 Minuten für über ein Dutzend Projekte und eine Fragerunde: Am Infoabend vor einem 100-köpfigen Publikum im Schulhaus Schütze war Schnellzugtempo angesagt. Den Anfang machte Hochbauvorsteher André Odermatt. Er berichtete unter anderem, dass der Kriminalpolizei-Neubau am Mühleweg ab November bezugsbereit sei und dass die Erkenntnisse aus der Testplanung für die künftige Nutzung des Josef-Areals im Frühling 2022 vorgestellt werden sollen. Ebenfalls auf 2022 ist eine Mitwirkung zum Überbauungsprojekt der Anlagestiftung Tellco auf dem Heinrich-Areal (mit Wohnturm) anberaumt. Und wann rollt der Ball im neuen Hardturm-Stadion? Kaum vor 2026, und dies auch nur, wenn alle aktuellen und möglichen weiteren Rekurse zugunsten der Bauherrschaften des Gesamtprojekts entschieden würden, so Odermatt.

Beim Projekt «Maaglive», das unter anderem einen Wohnturm und ein Kulturhaus anstelle der heutigen Maaghallen vorsieht, hatte Projektleiterin Johanna Gerum von Swiss Prime Site das Wort. Das Projekt werde für eine bessere, ausgeglichenere Belebung des Maag-­Areals sorgen und dank neuer Weg- und Sichtverbindungen für mehr Transparenz und Sicherheit, gab sie sich überzeugt.

«Klimakuren» für Strassenraum

Gebaut wird auch auf dem EWZ-Areal Herdern: Bis Ende 2022 soll das neue Zentrallager stehen, bis Frühling 2026 die ­Sanierung und die Aufstockung des Hauptgebäudes abgeschlossen sein, so der ­zuständige Stadtrat Michael Baumer. Er stellte zudem eine neue Wegverbindung zwischen dem Toni-Areal und dem Pfingstweidpark in Aussicht. Beim Projekt Tramdepot/Wohnsiedlung Hard am Escher-Wyss-Platz sind die Aushubarbeiten gestartet – termingerecht. 2025/2026 sollen die Neubauten bezugsbereit sein.
Ab nächstem Jahr wird Zürich-West vom Werk Hagenholz aus mit Fernwärme versorgt. An der Heinrichstrasse löst der Einbau der Fernwärmeleitungen eine Neugestaltung des Strassenraums aus. Geplant sei unter anderem, den Anteil an unversiegelten Flächen stark zu erhöhen und 50 zusätzliche Bäume zu pflanzen, so Stadtrat Richard Wolff.
Er informierte zudem über eine Reihe von Pilotmassnahmen zur Hitzeminderung: Beim neuen System zur Regenwasserbewirtschaftung, das noch bis 2024 an der Giessereistrasse getestet wird, gebe es erste «sehr gute Ergebnisse», und beim Versuch mit helleren Strassenbelägen an der Roggenstrasse sei Ende Jahr eine Auswertung zu erwarten. Ab Juli 2022 will Wolffs «Klimadepartement» zudem mit einer Nebelwolke (Sprühnebelanlage) auf dem Turbinenplatz experimentieren.

Weiterhin viel zu reden gibt die Hardturmstrasse: Das Sanierungsprojekt von 2018 wurde kürzlich gestoppt. Stattdessen geht 2022 ein neues Projekt an den Start, das den Bedürfnissen der Bevölkerung in Sachen Verkehrssicherheit, Luft- und Lärmbelastung, Begrünung gerecht werden soll. Die Ausarbeitung des komplexen Projekts, das nicht zuletzt die Frage der Tramgleislage umfasst, wird von einer Dialoggruppe aus dem Quartier begleitet. Mit einer Umsetzung sei frühestens 2026 zu rechnen, so Wolff. Bis dahin gebe es Sofortmassnahmen, die den Durchgangsverkehr reduzieren und die Einhaltung von Tempo 30 unterstützen.

Genug Abfall für Fernwärme?

Die Hardturmstrasse war auch in der Frage­runde mehrfach Thema. So wunderte sich eine Anwohnerin, warum letztes Jahr mit viel Aufwand das Tramtrassee erneuert wurde, wenn doch nicht sicher sei, ob die Gleise dort bleiben, wo sie sind. Die Gleise seien wegen abgelaufener Nutzungsdauer ersetzt worden, erklärte Stadtrat Baumer. Man hätte ihre Erneuerung nicht noch Jahre verschieben können. Die Frage der Gleislage werde aber sicher in die Kosten-Nutzen-Rechnung des neuen Projekts einfliessen.

Ein anderer Quartierbewohner wollte wissen, ob das Tram wirklich weiterhin 50 km/h fahren darf. Im Quartier wünsche man sich Tempo 30 auch fürs Tram. Diese Frage sei eine «riesige Diskussion in der ganzen Stadt», so Wolff. Man nehme die Quartierbedürfnisse ernst, wolle aber den ÖV auch nicht «ums Verrecken» langsamer machen. Entschieden sei noch nichts. Good News gabs auf die Frage nach einer deutlicheren Ausschilderung von Tempo 30 auf der Hardturmstrasse stadtauswärts: Die gewünschte Tafel ist in Arbeit.
Weitere Frage aus dem Publikum: Hat das Konzept Fernwärme über Abfallverbrennung wirklich Zukunft? Die Abfallberge würden doch dank Recyclingstrategien immer kleiner. «Der Abfall wird uns noch lange nicht ausgehen», beschied Wolff. Hagenholz sei die effizienteste KVA im Kanton. Man werde hier also am meisten und am längsten Abfall verwerten können.