Die Badi Wollishofen sei oft geschlossen, selbst wenn die Sonne scheine, sagt ein langjähriger Gast. Das stimme nicht, kontert die Stadt und erklärt ihre Praxis.
Er sei seit über dreissig Jahren Gast im Strandbad Wollishofen, sagt Marco Baruffa. «In der Badi sind meine Frau und ich jeweils nur kurz. Zum einen, um nicht zu viel Sonne abzubekommen, zum anderen, weil wir sehr beschäftigt sind.» Baruffa ist unzufrieden, mit «seiner» Badi. In dieser und der letzten Saison sei er oft vor verschlossenen Türen gestanden, obwohl das Wetter schön gewesen sei. «Ich kenne diverse Badegäste, die sich in den vergangenen Wochen über die Schliessungspraxis der Badi geärgert haben», sagt Baruffa.
«Die Kritik, das Strandbad Wollishofen sei mehrfach grundlos geschlossen gewesen, trifft nicht zu», sagt Marc Caprez, Leiter Kommunikation im Schul- und Sportdepartement der Stadt. Er verweist auf die Zahl der eingegangenen Reklamationen und auf die Zahl der Eintritte, die im vergangenen Jahr mit gegen 31 000 nur unwesentlich tiefer lag als in der bisher besten Saison im Jahr 2015. «Bezüglich Öffnungszeiten und geschlossenem Bad sind in dieser Saison zentral im Sportamt drei Rückmeldungen eingegangen», sagt Caprez. «Eine davon betrifft die Badi Wollishofen.»
Das Gewitter verzog sich
Dass sich nur ein Gast aus Wollishofen bei der Stadt beschwert habe, könne er fast nicht glauben, sagt Baruffa. Er nennt zwei Beispiele für die aus seiner Sicht «grundlosen Schliessungen». Am Mittwoch, 6. Juni, seien die Gäste wegen «Blitzgefahr» aus dem See gepfiffen worden, obwohl «die Situation überhaupt nicht gefährlich war». Nachdem mehrere Gäste reklamiert hätten, sei der Bademeister auf seinen Entscheid zurückgekommen. Und am Donnerstag, 7. Juni, stand Baruffa um 14 Uhr vor verschlossenen Türen, obwohl es «mehrheitlich sonnig war». Er sei daraufhin neben der Badi ins Wasser gestiegen. Baruffa findet, dass er als Inhaber eines Saisonabonnements Anspruch habe auf einen Eintritt, «wenn es das Wetter zulässt».
Die Zürcher Bademeister beobachteten das Wetter vor Ort, nutzen verschiedene Wetter-Apps und sprechen sich untereinander ab, sagt Caprez vom Schul- und Sportdepartement. An dem erwähnten Mittwoch, 6. Juni, habe es über dem Zürichsee geblitzt. Später habe sich das Gewitter wieder aufgelöst, weshalb die Badi nicht geschlossen worden sei. Anderntags sei das Wetter sehr durchzogen gewesen, sagt Caprez. «Von 9 bis 14 Uhr waren sieben Badegäste auf der Anlage, weshalb die Badi Wollishofen vom Team geschlossen wurde.» In der Regel würden Öffnungen und Schliessungen mit einer Vorlaufzeit von 90 Minuten kommuniziert, sagt Caprez. «Davon ausgeschlossen sind plötzliche Wetterumbrüche.» Publiziert würden Schliessungen per Aushang am Bad und online (siehe Fussnote).
Drei Bäder immer geöffnet
«Für den Entscheid, ob ein Bad geschlossen wird, werden die Wetterentwicklungen und die zu erwartende Anzahl Gäste gegeneinander abgewogen», sagt Caprez. Bei schlechtem oder mässigem Wetter mache es aus wirtschaftlichen Gründen wenig Sinn, alle 15 städtischen Sommerbäder zu öffnen. Auch kann einmal heimgeschicktes Personal aus rechtlichen Gründen nicht mehr zurückgerufen werden. «Damit dennoch ein ständiges Schwimmangebot zur Verfügung steht, sind die Bäder Utoquai, Seebach und Letzigraben täglich von 7 bis 20 Uhr geöffnet, auch bei schlechtem Wetter», sagt Caprez. (dh.)