Was die Neuen alles ändern wollen

Erstellt von Dennis Baumann |
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Während einer Podiumsveranstaltung am Mittwoch vergangener Woche standen die neuen Gemeinderatskandidaten für einmal im Mittelpunkt. Die Kommunikation zwischen Gemeinde und Bevölkerung gab besonders zu reden.

Einige sind jung, andere etwas erfahrener, und über die Hälfte von ihnen ist keiner Partei zugehörig. Eines haben die neuen Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat jedoch alle gemeinsam: Ihre Gesichter sind im Dorf noch nicht sehr bekannt. Dies sollte sich am vergangenen Mittwochabend im reformierten Kirchgemeindehaus ändern.

Über eine Podiumsveranstaltung, ­organisiert von der Vereinigung RotGrünPlus Küsnacht, bekamen die neuen Amtsanwärter eine Chance, sich vorzustellen. Unter Moderation der «Küsnachter»-Redaktionsleiterin Manuela Moser stellten sich die Kandidierenden kritischen Fragen zu aktuellen Themen, welche die Gemeinde zurzeit beschäftigen.

Parteiloser will Präsidium

Der Gemeinderat wird nach letztjährigem Volksentscheid nur noch über sieben Sitze verfügen. Dreizehn, davon sieben neue Kandidatinnen und Kandidaten, treten für das Amt im Gemeinderat an. «Ein starkes Zeichen, dass gleich sieben Externe sich zur Wahl stellen», sagt Moderatorin Manuela Moser zur Einstimmung und übergibt das Wort den beiden jüngsten Kandidaten des Abends.

Mit dem 31-jährigen Gauthier Rüegg (FDP) und dem 35-jährigen Adrian von Burg (SVP) soll die jüngere Generation präsenter werden. Unter dem Motto «Zukunft wählen!» stellt sich von Burg zur Wahl – im Dorf ist er sicher kein Unbekannter als Sohn des lokalen ­Bäckers und wie Kandidat Rüegg bereits in ­einer Kommission vertreten. Beide – Rüegg und von Burg – möchten die Politik den jungen Menschen zugänglicher machen. «Die junge Generation muss stärker vertreten sein. Nur so können wir sie auch mitnehmen», sagt von Burg.

Einen Angriff auf das Gemeindepräsidium wagt der Architekt Urs Esposito (parteilos). Er, der vor vier Jahren als Kandidat das absolute Mehr erreicht hatte, jedoch als Überzähliger ausgeschieden war. «Ihr Motto lautet: ‹Rückkehr zur Demokratie›. Was meinen Sie damit genau?», fragt Moser beim mit einem politischen Amt unerfahrenen Kandidaten nach. Küsnacht schweife von Sachpolitik in Richtung Machtpolitik ab, meinte er. «Die FDP hat zu viel Einfluss.»

Zudem kreidet Esposito die Kommunikationsweise der Gemeinde an. Ein Kritikpunkt, der im Verlauf des Abends mehrfach angesprochen wird. «Das ist eine Einbahnstrasse. Schreibt man einen Leserbrief, wird man sofort als Polemiker abgetan», meint Esposito. Wieso er direkt für das Präsidium kandidiert, erklärt er mit einem Sprichwort: «Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her.»

Engagiert und nicht frustriert

Weiter geht es mit Claudio Durisch (parteilos), ein ebenfalls politisch wenig erfahrener Kandidat. Über ein ­sogenanntes Change Management will er die Gemeinde unterstützen. Denn durch das Wegfallen von zwei Gemeinderatssitzen müssen auch die Ressorts neu organisiert werden. «Das bedeutet eine Umstellung in der Gemeinde­verwaltung. In diesem Prozess möchte ich mithelfen», so Durisch.

«Ich bin engagiert und nicht frustriert», zitiert Moser den ältesten Kandidaten des Abends. Dieter Koenig (parteilos) lebt seit 1962 in Küsnacht. Seine beiden Kinder sind hier aufgewachsen. Dies bilde die Grundlage für seine politische Motivation. «Ich möchte der Gemeinde und der kommenden Ge­neration etwas zurückgeben», sagt Koenig. Der letzte neue Kandidat für den Gemeinderat Johannes Friess (parteilos) fällt an der Podiumsdiskussion krankheitshalber aus.

Im Anschluss der Vorstellungsrunde kommt die einzige Kandidatin zu Wort. Christina Zürcher (parteilos) bewirbt sich für das Amt als Schulpräsidentin. Sie ist Lehrperson und arbeitet seit über zehn Jahren in der Schulpflege. Ihre mangelnde politische Erfahrung sieht sie dank der damit einhergehenden Unvoreingenommenheit als Vorteil. Moser will dennoch wissen, was sie für das Schulpräsidium mitbringt. «Ich kenn die Schule in- und auswendig und verfüge über den nötigen Weitblick. Nun ist es wieder an der Zeit, pädagogisches Geschick an den Tag zu legen», meint Zürcher.

Transparenter kommunizieren

Die Diskussion beginnt mit einer offenen Frage. Moser geht auf Tuchfühlung und will von den Kandidierenden wissen, was Küsnachts grösstes Problem sei. «Die Kommunikation von Seiten der Gemeinde schiesst an der Bevöl­kerung völlig vorbei», sagt Claudio Durisch. «Was würden Sie denn besser machen?», hakt Moser beim Kandidierenden nach: «Es gibt das Bürgerforum, die Vereinigung RotGrünPlus und die Parteien, welche im Gemeinderat nicht vertreten sind. Diese müssen wir einbinden.» Ausserdem seien die Briefe von Seiten der Gemeinde oftmals zu kompliziert verfasst, fügt Zürcher an. Die Kommunikation sei unterirdisch, schliesst sich Koenig an: «Wir sehen das anhand der Projekte Tobelbrücke oder SBB-Personenunterführung am Bahnhof.» Die Kandidierenden scheinen sich in diesem Punkt einig zu sein. Adrian von Burg beschreibt die Kommunikationsart der Gemeinde als veraltet: «Wie gesagt müssen wir die Jungen mitnehmen. Es muss online ersichtlich sein, in welchem Schritt eines Projekts man sich befindet und was zum Einflussbereich der Gemeinde gehört.»

Nach all diesen Vorwürfen platzt bei der anschliessenden Fragerunde durch das Publikum einem Anwesenden der Kragen. Es ist der zurücktretende Gemeinderat Ueli Schlumpf (SVP), der aufsteht und sich an das Podium wendet: «Der Gemeinderat kann nicht immer alles sofort kommunizieren. Das werden Sie schon noch sehen.» Der Gemeinderat versuche, über Infoveranstaltungen die Bevölkerung, so gut es geht, zu informieren. Schlumpf fragt bei Kandidat Claudio Durisch nach, ob er denn jemals einen solchen Anlass besucht habe. «Leider nicht. Ich war früher deutlich apolitischer als heute», antwortet dieser.

Es gibt auch Gutes

Die Podiumsdiskussion endet allerdings auf einer positiveren Note. Eine Zuschauerin fragt, was die Gemeinde bisher richtig gemacht habe. «Gute Frage», sagt Esposito und muss länger überlegen: «Es herrscht eine gesunde Diskussionskultur. Man kann streiten und danach trotzdem miteinander reden.» Rüegg stimmt diesem Punkt zu und ergänzt: «Ich schätze das Miteinander. Das heutige Podium ist ein ideales Beispiel dafür.»

Christina Zürcher sieht an den Küsnachter Schulen viel Positives. Von den Lehrkräften bis hin zur Infrastruktur kann sie hinter der Küsnachter Schulinstitution stehen. So sei die Digitalisierung in den letzten Jahren massiv ausgebaut worden. «Selbst im Umgang mit der Pandemie hat der Gemeinderat die richtigen Entscheidungen getroffen», schliesst Zürcher ab.

Anschliessend an die Diskussion können die Anwesenden die Kandidierenden dann separat beim Apéro befragen. Es wird noch bis spät in den Abend hinein rege weiterdiskutiert. Die Wahlen finden dann am 15. Mai statt. Zur Auswahl stehen nebst den Neuen auch die Bisherigen Markus Ernst (FDP), Klemens Empting (FDP), Pia Guggenbühl (FDP), Martin Schneider (SVP), Ueli Erb (SVP) sowie Susanna Schubiger-Münger (GLP).