«Was ich weiss, bin und habe, verdanke ich meiner Trompete»

Erstellt von Nicole Seipp-Isele |
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«Jazz im Seefeld» ist back on stage: Nach fünfmonatiger Pause macht das «Peter Schärli Trio» den Auftakt in den Jazzfrühling.

Künstlerisch ambitioniert und publikumsnah, weltmännisch und eigen, unkonventionell und zugleich auf der Suche nach Äquivalentem: All das sind keine Wider­sprüche, sondern daraus setzt sich Peter Schärlis Erfolgsrezept zusammen. Der Trompeter liefert konstante Qualität auf hohem Niveau und das seit über vier Jahrzehnten. So ist es kaum verwunderlich, dass der emeritierte Professor sehr gefragt ist.

Erstes Trio 1981 gegründet

Angefangen hatte alles ganz klein: Kein Geringerer als Louis Armstrong inspirierte den vierjährigen Peter im elterlichen Wohnzimmer. Die LP «Indiana» war sein tägliches Brot. Später liess er kaum ein Jazzkonzert in Willisau ausfallen. Dennoch verlief Schärlis Weg zunächst konventionell: Mit zehn begann er Trompete zu spielen. Er absolvierte eine Ausbildung und arbeitete als kaufmännischer Angestellter in einer Maschinenfabrik.
Doch die Musik reizte ihn. Immer wieder trat er als Sänger, Pianist und Trompeter auf und besuchte schliesslich die Swiss Jazz School in Bern. 1981 gründete er sein erstes Trio mit Marco Käppeli und Thomas Dürst. Seitdem gab es viele Trio-Formationen. Am bekanntesten ist das «Peter Schärli Trio» featuring Glenn Ferris mit Hans Peter Pfammatter am Piano, Thomas Dürst am Bass und Gast Glenn Ferris an der Posaune. Die Karriere nahm ihren Lauf. Er stand auf Bühnen in der Schweiz, Europa und in der halben Welt, mit Bands, die stets durch eine individuelle Handschrift überzeugten. Ferner arbeitete er als Theater-Komponist. So schuf er beispielsweise die Musik für «Elsi, die seltsame Magd» von Hansjörg Schneider nach Jeremias Gotthelf. Auch die Zusammenarbeit mit Zirkusorchestern ist aus seiner Karriere nicht wegzudenken. In den Manegen von Roncalli, Monti, Federlos, ja auch beim Zirkus Knie erklangen Schärlis Weisen. Gut möglich, dass die epische Note seiner Kompositionen dadurch verstärkt und noch lebensnaher wurde.

«Alles, was ich weiss, was ich bin und habe, verdanke ich meiner Trompete. Die Musik hat mich zu dem gemacht, der ich jetzt bin. Dank der Musik habe ich ein wunderbares Leben. Dafür bin ich dankbar.» Im Nachhall dieses Statements lässt sich erahnen, wie Peter Schärli die letzten Monate erlebt hat. Die Coronakrise brachte seine Welt ins Wanken. Er erlebte eine jähe Zäsur: «Zum Glück habe ich zu Hause guten Wein, Bücher, LPs und CDs. Mir wurde verboten, meinen Beruf auszuüben. Dass wir nun mit dem ‹Peter Schärli Trio› im Seefeld spielen dürfen, freut uns sehr.» Mit Dürst am Bass, wird er am Mittwoch, 26. Mai, auf der Bühne stehen. Ihre jahrzehntelange Zusammenarbeit – man könnte auch von Symbiose sprechen – lebt von einer Telepathie, die dem Publikum nicht verborgen bleibt. Die beiden verstehen sich blind. Dürst legt ein solides Fundament, swingt grandios und zupft fantastische Soli auf seinem Kontrabass. Mareille Merck besticht durch Neugierde und Frische. Ihr Gitarrensound kommt gehaltvoll daher und zeigt, dass man noch viel von ihr hören wird.

Vorfreude allerseits

Es sei eine gewaltige Spiellaune, die sich über fünf Monate angestaut habe, so Peter Schärli. Er verspricht dem Publikum eine gehörige Portion Frühlingsjazz, und diese darf, wenn es das Wetter zulässt, unter freiem Himmel konsumiert werden.
Und auch Christoph Irnigers Vorfreude passt ins Programm: «Ein Open Air wäre unter fast allen Umständen durchführbar. Dieses kulturelle Comeback an einem lauen Frühlingsabend draussen zu erleben, wäre natürlich Balsam für die ­gebeutelten Musiker-Seelen», so der ­Mit­begründer von «Jazz im Seefeld». Als i-Tüpfelchen möchte das Team vom GZ Riesbach die Zuhörer an einer Sommerbar mit Getränken verwöhnen. Nur bei schlechtem Wetter wird die Veranstaltung auf 35 Zuhörerende reduziert und im Quartierzentrum abgehalten.

26. Mai, 19.30 Uhr, GZ Riesbach, Seefeldstrasse 93. «Peter Schärli Trio», Peter Schärli, tp; Mareille Merck, g; Thomas Dürst, b: Zeitnahe Updates zur Form des Konzertes werden auf www.jazzimseefeld.ch publiziert.