Was machen Kulturschaffende eigentlich während Corona?

Erstellt von Laura Hohler |
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Die Kunst- und Kulturszene hatte es während des ersten Lockdowns schwer getroffen. Ab März wurden zahlreiche Veranstaltungen abgesagt. Wie gehen Künstlerinnen und Künstler mit der Situation um und wie bewältigen sie harte Zeiten?

Den Schauspieler und Regisseur Kamil Krejčí kennt man aus zahlreichen Filmproduktionen wie «Wolkenbruch», «Moskau Einfach!» oder TV-Formaten wie «Mannezimmer». Seine künstlerische  Ausbildung erhielt er an der Schauspielakademie Zürich (heute ZHdK).  

«Direkt aufs RAV»
Im Moment tritt der Schweizer mit tschechischen Wurzeln im Bernhard-Theater in dem Stück «ÖV» von Franz Hohler auf. Das Bernhard-Theater, das eigentlich über 400 Plätze verfügt, darf aktuell aber nur maximal 50 Personen Einlass gewähren. Die Pandemie traf die Branche hart. «Als die Coronazeit begann, ging ich direkt aufs RAV», erzählt Krejčí. Er habe aber Glück gehabt. «Ich ging genau noch zu der Zeit, als man noch persönlich zum Amt konnte», so der Schauspieler. Insgesamt 586 Dokumente habe er dort eingereicht. «Als Schauspieler habe ich teilweise bis zu 40 verschiedene Arbeitgeber», so der Künstler. Auch momentan erhalte er noch Taggelder vom RAV, denn zum Leben würden die aktuellen Auftrittsmöglichkeiten nicht ausreichen. «Bis auf ein Dokumentarfilmprojekt über Martin Suter habe ich dieses Jahr keine Filme gedreht», so Krejčí. Aktuell produziert Kamil Krejčí gemeinsam mit seiner Frau Brigitte Schmidlin auf dem Youtube-Kanal «8 nach 8» einen täglichen Adventskalender mit kurzen Geschichten, sogenannten «Adventsmümpfeli».

Lehrberuf als Rettungsanker
Rahel Baer ist professionelle Sängerin und Musicaldarstellerin. Ihre Ausbildung erhielt sie in Graz, davor hatte sie in der Schweiz das Lehrerseminar absolviert, was für sie auch in der Corona-Zeit von Vorteil war. Baer arbeitet rund 15 Stunden pro Woche als DAZ-Lehrerin (Deutsch als Zweitsprache) an einer Primarschule in der Nähe des Escher-Wyss-Platzes.
Der Lehrberuf mache ihr Spass und gebe ihr gleichzeitig finanzielle Sicherheit. Denn bereits zu Beginn der Pandemie wurden ihr diverse Auftrittsmöglichkeiten abgesagt. «Ich hätte eigentlich als Jazz-Sängerin jede Woche in einem Hotel im Glattpark singen sollen über den Sommer», sagt Baer. Sie habe zwar eine fixe Zusage gehabt, doch Corona machte ihr wie auch vielen anderen Künstlern einen Strich durch die Rechnung. «Während der Sommermonate habe ich dann angefangen Gesangsvideos von mir auf Youtube hochzuladen», so die Sängerin. «So habe ich mich während der auftrittsfreien Zeit motivieren können.» Diese ­Videos haben ihr für den Herbst etwas ­gebracht. Als Auftritte vor kleinem Publikum wieder möglich waren, seien Bands und Veranstalter auf die Sängerin zu­gekommen. So stand sie im November im Rahmen eines Elvis-Tributes-Anlass als Jazz-Interpretin auf der Bühne in ­Boswil.

Informationen:

www.kamilkrejci.ch

www.8nach8.ch

www.rahelbaer.com