Wetterjahr 2021 als Wechselspiel

Erstellt von Silvan Rosser |
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Trockenheit und Dauerregen wechselten sich spürbar ab im Wetterjahr 2021. Und dann waren da noch die Rekordschneefälle und der Julisturm.

Im Wetterjahr 2021 waren die Niederschläge das auffälligste Wetterelement in Zürich: Da waren zuerst die Rekordschneefälle im Januar, dann die ergiebigen Niederschläge von Mai bis Juli, welche zu Sommerhochwasser führten. Ende Juni kam es zu massivem Hagelschlag in grossen Teilen des Flachlands. Im Herbst machte sich der Niederschlag dann sehr rar: Zürich erlebte den trockensten Herbst sei Messbeginn. Unter dem Strich haben sich die nassen und trockenen Perioden im vergangenen Wetterjahr ziemlich genau die Waage gehalten. So war das Wet­terjahr 2021 nur geringfügig nässer als der Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Trotzdem war es das nässeste Jahr seit 2016.

Ein ähnliches Bild präsentiert sich bei der Sonnenscheindauer. Während der trockenen Perioden Februar bis April sowie von September bis Oktober schien die Sonne überdurchschnittlich häufig. Dem gegenüber stand ein sonnenarmer Sommer. Über das ganze Jahr gesehen war das Wetterjahr 2021 etwas sonniger als der Erwartungswert der Jahre 1991 bis 2020, allerdings brachten seit 2016 alle Jahre mehr Sonnenschein als zuletzt das Wet­terjahr 2021, auch wenn die Temperaturen im Wetterjahr 2021 weniger für Schlagzeilen sorgten. Im langjährigen Vergleich seit Messbeginn im Jahr 1864 gehört 2021 mit durchschnittlich 9,6 Grad in Zürich zu den warmen Jahren. Im Direktvergleich mit den sehr warmen Vorjahren fällt das vergangene Jahr allerdings ein wenig aus der Reihe. Verglichen mit der neuen Klimanorm der Jahre 1991 bis 2020 war es ­sogar um drei Zehntelgrad unterkühlt. Letztmals kühler war das Wetterjahr 2013.

Rekordschneefälle

Den kältesten Monat des Wetterjahres 2021 erlebten wir standesgemäss gleich im Januar. Mit 0,6 Grad war der Januar 2021 durchschnittlich temperiert. Auffällig waren die ergiebigen Niederschläge und insbesondere die Rekordschneefälle Mitte Monat. Am Zürichberg fielen über zwei Tage 40 Zentimeter Neuschnee. Es war damit die fünfthöchste 2-Tages- Neuschneesumme in der Messreihe seit 1931. In Chur summierten sich die Schneefälle über drei Tage sogar auf 82 Zentimeter und damit auf die höchste 3-Tages-Neuschneesumme in der weit über 100-jährigen Messreihe, wie MeteoSchweiz berichtet. Der Februar brachte dann bereits über weite Strecken Frühlingswärme, allerdings wurde diese von einer kurzen, aber heftigen Kältewelle Mitte Februar unterbrochen. So sackte am Morgen des 14. Februars die Temperatur in Zürich auf –11,7 Grad ab. Temperaturmässig war damit der Tiefpunkt im Wetterjahr 2021 erreicht. Ende März kamen mit Temperaturen deutlich über 20 Grad schon Frühsommergefühle auf. Der letzte Frost in Zürich wurde dann allerdings spät am 17. April registriert.

Ein Sommer fast ohne Hitze

Der erste Sommertag mit über 25 Grad wurde in Zürich dann am 9. Mai Tatsache. Nach einer kühleren Phase startete dann der Hochsommer im Juni gleich durch. Die heisseste Phase des Jahres zeigte sich früh bereits vom 16. bis 18. Juni mit einer recht bescheidenen Jahreshöchsttemperatur von 31,1 Grad. Letztmals tiefer lag der Jahreshöchstwert im Jahr 2008 mit 30,8 Grad. Der Juni war mit 18,9 Grad im Durchschnitt der wärmste Monat des Jahres. Häufiger wird die grösste Wärme erst im Juli oder August gemessen.

Rekordverdächtiges Jahresende

Nicht so im Wetterjahr 2021. Der Hochsommer 2021 dümpelte auf einem angenehm warmen, aber keinesfalls heissen Niveau weiter. Die Sommerwärme blieb Zürich dann aber auch im September erhalten. Mit lediglich 34 Tagen mit Höchstwerten über 25 Grad wurden aber so wenige Sommertage registriert wie nie in den letzten sieben Jahren. Im langjährigen Durchschnitt 1991 bis 2020 wären mehr als zehn Sommertage mehr zu erwarten. Auch die Anzahl Hitzetage mit über 30 Grad blieben mit lediglich fünf Tagen unter den Erwartungen von 9 Hitzetagen.

Der Herbst ging im Oktober und November durchschnittlich temperiert und ohne grosse Schwankungen weiter. Der erste Frost in Zürich wurde erst wieder am 26. November registriert. Rekordverdächtig mild war dann das Jahresende. Mit kräftigem Westwind stieg die Schneefallgrenze auf 2500 Meter und im Flachland stiegen die Temperaturen auf frühlingshafte 13 bis 16 Grad. An einigen Wetterstationen wurden für den Monat Dezember die höchsten Tagestiefsttemperaturen in der langjährigen Messreihe gemessen. Die Anzahl Frosttage lag mit 69 ziemlich genau im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. An insgesamt dreizehn Tagen blieb die Temperatur ganztags unter null Grad (Eistage). Das sind sieben Tage weniger Dauerfrost als im langjährigen Durchschnitt.

Regenmonat Juli

Nach dem nassen Januar war die Periode von Februar bis April und dann auch jene von September bis November ausgesprochen trocken. Am wenigsten Niederschlag fiel mit lediglich 22 mm im Oktober. Zur Trockenheit gesellte sich viel Sonne, zumindest in den Monaten April und September, welche je rund 220 Sonnenstunden brachten und damit mehr als die Hochsommermonate Juli und August, die im Wetterjahr 2021 lediglich 160 bis 170 Sonnenstunden zustande brachten. Das ist nicht erstaunlich, fehlten doch die sommerlichen lang anhaltenden Schönwetterperioden gänzlich.

Am sonnigsten war trotz ergiebiger Niederschläge der Juni mit knapp 240 Sonnenstunden. Sehr trüb blieben im Wetterjahr 2021 die Monate Januar, November und Dezember mit lediglich je rund 40 Sonnenstunden. Allerdings war das auch zu erwarten, bringen doch die Monate November bis Januar im langjährigen Durchschnitt nur 47 bis 61 Sonnenstunden pro Monat. Die Monate Januar und Dezember 2021 waren nicht nur sonnenarm, sondern auch sehr nass. Niederschlagsreich waren im Wet­terjahr 2021 zudem auch der Mai und Juni und allen voran der Juli, welcher mit über 255 mm Regen manche Flüsse und Seen zum Überlaufen brachte.

Global eines der wärmsten Jahre

Auch gemittelt über ganz Europa gehört das Wetterjahr 2021 nicht zu den zehn wärmsten. Die zehn wärmsten Jahre in Europa wurden alle seit dem Jahr 2000 gemessen, wobei die sieben wärmsten zwischen 2014 und 2020 gemessen wurden. Das Wetterjahr 2020 war in Europa mit 1,2 Grad über dem Durchschnitt 1991 bis 2020 bei weitem das wärmste seit Mess­beginn. Auf globaler Ebene war 2021 das fünftwärmste Jahr seit Messbeginn, aber nur geringfügig wärmer als 2015 und 2018. Die Jahresdurchschnittstemperatur lag 1,1 bis 1,2 Grad höher als während der vorindustriellen Periode 1850 bis 1900. Die letzten sieben Jahre waren im globalen Mittel bei Weitem die wärmsten, die je aufgezeichnet wurden.


Dies war die letzte Wetterkolumne von Silvan Rosser für diese Zeitung. Verabschiedet wurde er im Interview in der Ausgabe vom 20. Januar. Die aktuellen Werte seiner Wetterstationen können unter www.meteozurich.ch abgerufen werden. Zudem postet er auf Twitter unter @Climate4U weiterhin spannende Artikel oder Grafiken zum Wetter und Klima.