Wie Mitstudierende die eigenen Noten verbessern

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Bessere Noten dank Kommilitoninnen und Kommilitonen? Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass nicht nur der Notendurchschnitt, das Geschlecht oder die Herkunft der Studienkolleginnen und Studienkollegen den eigenen Erfolg im Studium beeinflussen können, sondern auch deren Persönlichkeit.

Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen viele wichtige Entwicklungen in unserem Leben wie Erfolg in der Ausbildung, Einkommen, Beruf und Gesundheit. Wie sich die eigene Persönlichkeit auf das Umfeld auswirkt und welche «Peer Effects» dabei festzustellen sind, hat Ulf Zölitz untersucht. Er ist Assistenzprofessor am Departement für Volkswirtschaftslehre und dem Jacobs Center for Productive Youth Development der Universität Zürich. Zölitz wollte wissen, wie sich die Charaktereigenschaften von Studierenden auf ihre Mitstudierenden auswirken.

Die Studie begleitete gemäss Mitteilung Wirtschaftsstudierende an einer niederländischen Universität. Zu Beginn des Studiums erhoben die Forschenden von allen Erstsemestrigen vier Persönlichkeitsmerkmale: Selbstvertrauen, emotionale Stabilität, Risikobereitschaft und ­Gewissenhaftigkeit. Danach wurden die Studierenden zufällig in Übungsgruppen eingeteilt, in denen über mehrere Monate gemeinsam gelernt wurde. Am Ende mussten alle Studierenden die gleiche Klausur schreiben.

«Die Resultate zeigen: Wer zufällig in eine Gruppe mit gewissenhafteren Mitstudierenden eingeteilt wurde, schnitt in der Klausur am Ende besser ab», wird Ulf Zölitz in der Medienmitteilung der Universität zitiert. Das Selbstvertrauen und die emotionale Stabilität der Kommilitonen hätten hingegen keine signifikanten Auswirkungen. Wer mit risikobereiteren Mitstudierenden interagiere, habe am Ende schlechtere Leistungen. Die beobachteten Persönlichkeitseffekte liessen sich nicht durch unterschiedliche kognitive Fähigkeiten, Geschlechter- oder Nationalitätsunterschiede erklären – Fak­toren, die ebenfalls mit Persönlichkeit ­korreliert seien.

Positive Wirkung hält an

Doch wie kommt es dazu, dass die Persönlichkeit von Mitstudierenden die eigene Leistung verbessert? Bewirken sorgfältig arbeitende Mitstudierende, dass der Rest der Gruppe mehr Zeit mit Lernen verbringt? Spornen sie die anderen zu besseren Leistungen an? Oder erzeugt ihre ­Anwesenheit im Unterricht eine produktivere Gruppendynamik?

Keine der genannten Hypothesen lässt sich klar durch die gesammelten Daten belegen. Es zeigte sich jedoch, dass die Leistungen nicht nur im untersuchten Kurs besser ausfielen, sondern auch in späteren Kursen. «Dies deutet darauf hin, dass nicht kursspezifisches Wissen zu ­einer Leistungsverbesserung führt, sondern transferierbare Fähigkeiten, die einem auch später zugute kommen», so Zölitz in der Mitteilung. Die positive Wirkung von gewissenhafteren Mitstudierenden auf Studienleistungen halte an und sei auch noch in späteren Kursen zu beobachten, in denen diese Mitstudierenden gar nicht mehr dabei seien. (pd.)