Der Erweiterungsbau am Pfauen sieht von aussen schon fast fertig aus. Doch hinter den Kulissen hat es noch einige Baustellen. Kunsthaus-Direktor Christoph Becker erklärt, wie er die Probleme lösen will.
Im Stellenbeschrieb von Kunsthausdirektor Christoph Becker aus dem Jahr 2000 steht, dass er für einen Erweiterungsbau sorgen soll. 19 Jahre später sieht die Sache nicht schlecht aus. Der Erweiterungsbau oberhalb des Heimplatzes ist fast fertig, zumindest von aussen. Das helle Baumaterial scheint warm und einladend, trotz der eckigen Form wirkt der Körper nicht monoton. Doch der Neubau nach Plänen des britischen Architekten David Chipperfield birgt auch Gefahren. Das vor einigen Jahren erweiterte Kunstmuseum Basel schlitterte in ein Millionendefizit. Offensichtlich hatte man es verschlafen, den erhöhten Personalbedarf zu planen.
Zeit für ein klärendes Gespräch. Christoph Becker (57) empfängt im hellen Eckbüro in der Jugendstil-Villa Tobler zum Interview. Seit über 20 Jahren ist hier das Management der Kunstgesellschaft einquartiert. Der Ausblick auf den Ausstellungsflügel, bekannt als «Bührle-Saal», und auf den Chipperfield-Neubau ist grandios.
Christoph Becker, geht Ihnen die Bauerei am Heimplatz nicht langsam auf die Nerven?
Nein, gar nicht. Die Baugerüste haben mich nie gestört, sonst würde ich das hier nicht machen. Jeder der einen Laden hat weiss, dass der Umsatz zurückgeht, wenn die Bauleute anrücken. Das geht der Metzgerei nicht anders wie einem Museum. Das waren zweieinhalb schwierige Jahre, aber jetzt ist die Baustelle vor dem Haupteingang weg und die Leute kommen wieder.
Im Winter 2020 soll der Erweiterungsbau fertig sein. Weshalb ist die offizielle Eröffnung erst Ende 2021?
Im Dezember 2020 gibt es eine Schlüsselübergabe. Dann folgen die Abnahmen für das Gebäude. Erst wenn das Gebäude betriebsfertig ist, kann die Kunstgesellschaft im Frühjahr 2021 in den leeren Erweiterungsbau einziehen. Wir müssen
zuerst prüfen, ob auch technisch alles klappt, etwa die Lüftung, die Sicherheitssysteme oder die Beleuchtung. Wenn alles funktioniert, können wir mit der Kunst rein. Geplant ist, dass wir im Herbst 2021 offiziell
eröffnen.
Gibt es vorher schon Anlässe für die Öffentlichkeit?
Ja. Im Frühjahr 2021, wenn das Haus offen, aber leer ist, organisieren wir etwas. Wir haben Ideen und Pläne, aber wir wollen grundsätzlich zuerst einmal das Haus zeigen. Die Architektur für sich ist auch sehr schön. Man muss nicht unbedingt gleich die Kunst aufhängen.
Der neue Museumsteil ist fast eine Verdopplung der Fläche. Das bedeutet auch mehr Personal, nur schon wegen der Sicherheit. Wird das nicht teuer?
Wir brauchen etwa 30 bis 35 Prozent mehr Personal. Gemessen an der Vergrösserung der Fläche ist das relativ überschaubar. Das Team wird grösser, aber nicht doppelt so gross. Wir sind jetzt ungefähr 200 Personen die am Kunsthaus arbeiten, danach etwa 260.
Aber 30 Prozent ist doch ziemlich viel.
Die Folgekosten wurden zum Glück in guter Voraussicht schon in der Volksabstimmung eingerechnet. Das Volk hat über den Beitrag an den Bau des Gebäudes und über die Subventionserhöhung an das Kunsthaus nach der Eröffnung abgestimmt.
Tatsächlich hat das Kunsthaus bei der Volksabstimmung vor sieben Jahren in den Abstimmungstext schreiben lassen, dass neben dem Beitrag der Öffentlichkeit von 88 Millionen Franken die jährlichen Subventionsbeiträge der Stadt Zürich ans Kunsthaus von 10 auf 17,5 Millionen Franken pro Jahr erhöht wurden. Das Kostendach liegt bei 206 Millionen Franken.
Reicht das Geld denn, um die höheren Personalkosten zu decken?
Es ist zwar knapp, weil wir einen höheren Betrag, den wir uns gewünscht haben, nicht erhielten, aber es genügt.
Und die weiteren Kosten, die ein solcher Neubau mit sich bringt?
Wenn wir bei der Grösse des Gebäudes Anschaffungen brauchen, dann geht das richtig ins Geld. Wir müssen deshalb in der Zukunft ein Budget von der Stadt bekommen, damit wir investieren können. Das ist ein politischer Prozess, den wir jetzt anstossen. Aber das Verständnis, dass es das braucht, ist auf allen Seiten vorhanden.
Wie wichtig ist die Kunstgesellschaft bei der Geldbeschaffung?
Wir brauchen mehr Mitglieder, wir brauchen mehr Einnahmen und auch mehr Sponsoren. Per Oktober haben wir 19 700 Mitglieder. Wir haben gegenüber 2018 einen Zuwachs von sechs Prozent – dies trotz Baustelle. Das ist der beste Stand seit 2016. (Interview: Lorenz Steinmann, Pascal Wiederkehr)
Das ganze Interview mit Kunsthaus-Direktor Christoph Becker ist in den gedruckten Lokalinfo-Zeitungen, dem E-Paper oder über die Lokalinfo-App zu lesen.