«Wir haben Platz, also helfen wir!»

Erstellt von Lisa Maire |
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Das privat-gemeinnützige Altersheim im Ris in Leimbach setzt sich sehr engagiert für Menschen aus der Ukraine ein. Für solche, die vor dem Krieg geflüchtet sind und auch für solche, die zurückbleiben mussten.

Die Initiative ging von Mirjam Roser und Jith Aby aus. Die Geschäftsleiterin und der Pflegedienstleiter des Altersheims Im Ris wollten unbedingt helfen angesichts des Leids, das nach der russischen Invasion über die Menschen in der Ukraine hereinbrochen war. Kurzentschlossen stellten sie eine Sammelaktion auf die Beine und klappern seither mit einem kleinen Bus regelmässig Apotheken, Arztpraxen und Pflegeinstitutionen ab, sammeln Medikamente, Decken, Matratzen und anderes mehr zugunsten von älteren, gebrechlichen Menschen, die keine Chance haben, zu fliehen. Zudem entschied das Altersheim, temporäre Flüchtlingsunterkünfte anzubieten. Zuerst nur für eine Familie. Doch von der Kampagnenorganisation, bei der «Im Ris» als Gastgeber gemeldet ist, kamen zusätzliche Anfragen. So nahm man noch zwei Familien auf. «Wir haben Platz, also helfen wir!», entschied Roser. Schnell machte man weitere Zimmer bereit, fuhr zu Ikea, kaufte Etagenbetten, beschaffte Milchpulver, Windeln, Kinderkleider, Matratzen – alles auf eigene Kosten.

Solidarität im ganzen Haus

Insgesamt zwölf ukrainische Gäste wohnen nun im Haus, sechs Erwachsene und sechs Kinder im Alter von fünf Monaten bis 17 Jahren. Anfangs habe dieser Neuzuwachs schon für organisatorische Turbulenzen gesorgt, bilanzieren Aby und Roser. Seit die Verpflegung neu organisiert, alle Anmeldungen bei den zuständigen Behörden erledigt und die Kinder in der Schule seien, habe sich die Situation aber stark entspannt.

Auch bei den Geflüchteten, die sich gerade im Aufenthaltsraum versammeln, scheint die Stimmung recht gelöst. «Ja, es geht uns sehr gut hier», versichert Viktoriia. Wie sie hat auch Yulia ein Lächeln auf den Lippen, als sie die Schweizer Hilfs­bereitschaft, den herzlichen Empfang im Altersheim preist. Doch kaum erzählt sie von der Flucht mit ihren zwei Kindern aus Kiev, von ihrem Mann, der in der ukrainischen Armee kämpft, von den Eltern, die ebenfalls zurückblieben, füllen sich ihre Augen mit Tränen. Der emotionale Stress ist längst nicht vorbei.

«Es ist schön und berührend, diese Menschen aus der Ukraine hier zu haben», sagt Roser. Im ganzen Haus sei eine riesige Solidarität zu spüren. Auch Angehörige von Heimbewohnern liessen sich davon anstecken, bringen bei ihren Besuchen Sachen für die Kinder mit.

Zwar sind die Kontakte zwischen Alt und Jung sprachbedingt noch schwierig. Doch das soll sich bessern. Roser: «Wir haben Deutschkurse für die Geflüchteten und Spielnachmittage für alle organisiert.» Einmal wöchentlich treffe man sich zudem, um über das Thema Arbeit zu sprechen. Das Problem ist auch hier: Niemand weiss, wie es in der Ukraine weitergeht. Sechs Monate könnten die Familien sicher hier wohnen, sagt Roser. Und      dann? «Dann schauen wir weiter.»

 

Kirchgemeinde St. Franzikus hat Familien aus der Ukraine aufgenommen – Spenden willkommen

Die Kirchgemeinde St. Franziskus in Wollishofen hat im Pfarreizentrum Wohn- und Schlafräume für Flüchtlinge aus der Ukraine bereitgestellt. Dank der Unterstützung freiwillig Helfender konnten innert kürzester Zeit unkompliziert Wohnmöglichkeiten für zwei Familien und eine alleinstehende Frau aus der Ukraine hergerichtet werden.

Diakon und Pfarreibeauftragter Uwe Burrichter: «Uns ist es immer ein grosses Anliegen, Menschen in Not direkt zu helfen. So war es für mich keine Frage, die Initiative der Kirchenpflege zu unterstützen. Vielen Dank an alle Be­teiligten und freiwilligen Helferinnen und Helfer!»

Die erste Familie, Mutter und Vater mit drei Kindern (2-, 5- und 9-jährig) und deren Grossmutter aus Odessa, konnte bereits am 30. März in die Räumlichkeiten einziehen, teilt die Kirchgemeinde mit. Die Familie wurde während der Ferien in Ägypten vom Krieg überrascht, an eine Heimkehr war nicht mehr zu denken. Die Familie wurde durch Iryna Atamas vermittelt. Sie stammt ebenfalls aus der Ukraine, lebt aber bereits seit zehn Jahren mit ihrer Familie in Wollishofen.

Inzwischen sind zwei weitere Familien (Mutter, Kind und Grossmutter sowie Mutter und Kind) eingezogen. Iryna Atamas: «Den Familien geht es gut. Sie sind zum Glück wohlauf, überaus dankbar, dass Sie an einem sicheren Ort sein können und tief gerührt, welch schöne Bedingungen sie im Pfarreizentrum angetroffen haben. Sie hoffen, dass der schreckliche Krieg so schnell wie möglich endet und sie baldmöglichst in ihre geliebte Heimat zurückkehren können.» Freiwillige kümmern sich um das Wohl der geflüchteten Familien und helfen ihnen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Um die Grundbedürfnisse der Familie zu decken, ist man auf Geldspenden angewiesen. Konto-Nr.: CH66 0070 0114 8060 2835 3, Röm.-kath. Kirchgemeinde Zürich – St. Franziskus, Kilchbergstrasse 1, 8038 Zürich. Auch Sachspenden sind willkommen. Eine Liste, was benötigt wird, findet sich auf www.st-franziskus.ch. Nähere Infos: Monika Schwaiger, Tel. 079 296 46 89, wir-helfen@st-franziskus.ch. (red.)