«Wir können hier etwas verändern»

Erstellt von Laura Hohler |
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Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Enge setzen sich in einem klassenübergreifenden Kurs für ein Hilfsprojekt im ostafrikanischen Malawi ein. Das Ziel ist es, dort eine Berufsschule auszubauen. 

Die Klassen des 3. Gymnasiumsjahrs an der Kantonsschule Enge belegen momentan Projektkurse zu verschiedenen Themen wie Sport, 3D-Drucken, aber auch soziales Engagement. Die Schülerin ­Anissa hat sich für den Kurs «Entwicklungszusammenarbeit in der Praxis» entschieden. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler, was es heisst, für ein NGO (Non-governmental organization) Fundraising zu betreiben, also die Beschaffung von Ressourcen, insbesondere Spendengeldern.

Pietro Tomasini, Kantonsschullehrer, Gründer und Geschäftsführer der Hilfsorganisation IPA International Project Aid (siehe Kasten), leitet diesen klassenübergreifenden Kurs, der im Sommer begann, zusammen mit der Spanischlehrerin Irene Wenger. «Wir haben das Ganze von Grund auf gestartet», erzählt Anissa. Die drei Unterrichtsstunden pro Woche finden jeweils am Mittwochnachmittag statt. Der Kurs sei einer der beliebtesten, weil man etwas Sinnvolles und Gutes tun könne. Das finden auch die Schüler Elia und Mazlum. «Wir können hier im Gegensatz zu den anderen Wahlfächern wirklich etwas verändern», so Mazlum.

Zuerst habe man verschiedene Projekte kennen gelernt und sich für ein  Land entscheiden müssen. Danach habe man sich in Gruppen zusammengefunden. «Wir hatten die drei Länder Albanien, Kamerun und Malawi zur Auswahl und sind dann auf eine Berufsschule in Malawi gekommen, die wir ausbauen wollen», sagt Anissa. Das Ziel sei es, während des Semesters 200 000 Franken zu generieren. Beim Besuch der Redaktion waren rund 72 000 Franken zusammengekommen. Corona macht das ganze Unterfangen ziemlich schwierig, da keine Veranstaltungen durchgeführt werden können. «Die Spenden kommen von Privatpersonen, Gemeinden und Kirchen», so Anissa. «Wir konnten auch schon Gottesdienste in der katholischen Kirche Dreikönigen in der Enge durchführen.» Einen Guetzliverkauf an der Kantonsschule Enge hat die Klasse ebenfalls veranstaltet.

Bargeld oder Gutschein?

In der Stunde stimmen die Schülerinnen und Schüler über weitere Vorgehen des Projekts ab wie beispielsweise den Spendenlauf. Soll man als Hauptpreis des Laufs Bargeld oder doch lieber einen Gutschein fürs Sihlcity festsetzen? Die Diskussion ist lebhaft – schlussendlich entscheidet man sich für Bargeld, dies habe den grösseren Anreiz als ein Gutschein. Einige finden das jedoch moralisch fragwürdig. «Wichtig ist auch, dass ihr die Leute direkt ansprecht, wenn ihr sie fragt, ob sie mitmachen wollen», instruiert Irene Wenger die Klasse.

Auch Pietro Tomasini weiss, worauf es beim Spendensammeln ankommt: «Seid immer dankbar – auch über kleine Beträge. Urteilt nicht!», so der IPA-Gründer. «Man weiss nie, in was für Situationen sich die Leute  gerade befinden.» Zudem erinnert er die Jugendlichen daran, die Daten der Spenderinnen und Spender streng vertraulich zu behandeln. «Das ist sehr wichtig.»

An ihrem zweitletzten Projektnachmittag sprechen die Schülerinnen und Schüler auch über die anstehende Präsentation ihres Kurses für die Klassen unter ihnen. Normalerweise würde dies in der Schule stattfinden, doch coronabedingt hat man sich dazu entschieden, einen kurzen Film über das Projekt zu drehen. Auch hier übt die Klasse Kritik, gibt Feedback und Verbesserungsvorschläge. Danach verteilt Wenger ein Formular, in dem sich die Gymnasiasten selbst bewerten müssen. Der Kurs werde zwar nicht benotet, doch sei es wichtig, sich selbst richtig einschätzen zu können, sagt ­Wenger. «Das werdet ihr auch für euer Berufsleben brauchen. Teamarbeit, sich zusammenfinden und seine Fähigkeiten kennen lernen», weiss die Lehrerin.

 

International Project Aid involviert Jugendliche

Mit dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe» engagiert sich International Project Aid (IPA, www.ipa-project-aid.org) in Entwicklungsländern. Schwerpunkte liegen dabei auf «Bildung, Erziehung und Medizin, aber auch mit Projekten in der Nahrungsmittelproduktion und in der Trinkwasserversorgung», heisst es in den Unterlagen. Die Schweizer Organisation wurde im Jahr 1994 gegründet und existiert seit 2001 unter dem Namen International Project Aid. Die Organisation zeichnet sich dadurch aus, dass sie Jugendliche bei der Projektumsetzung involviert. 2005 erhielt die IPA den Profax-Preis. 2007 wurde sie zur «Swiss Charity of the Year» gewählt. Wer für das Schulprojekt oder andere Projekte spenden möchte, kann dies über die verschiedenen Spendenkonten der IPA tun. (lh.)

Projekt der Kantonsschule Enge:
IBAN CH36 0070 0110 0035 0302 1