«Wir wollen international etwas erreichen»

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Als eines von wenigen Zürcher DJ-Duos im Musikgenre Bass-House treten die Jungmusiker Sodavid Chan und Fabien Tichy regelmässig in Clubs und Bars wie im «4. Akt» an der Heinrichstrasse auf. Im Gespräch räumt das Duo «Black and White» mit Vorurteilen gegenüber zeitgenössischer Musik auf.

Als eines von wenigen Zürcher DJ-Duos im Musikgenre Bass-House treten die Jungmusiker Sodavid Chan und Fabien Tichy regelmässig in Clubs und Bars wie im «4. Akt» an der Heinrichstrasse auf. Im Gespräch räumt das Duo «Black and White» mit Vorurteilen gegenüber zeitgenössischer Musik auf.

Interview: Sarah Koller

Die von euch gewählte Musik ist noch ziemlich jung: Wie reagiert ihr, wenn ihr von anderen Leuten hört, dass das nichts mehr mit Musik zu tun hat?

Fabien: Ich würde sagen, dass Musik eine Definitionssache ist. Viele elektronische Musiker sind studierte Menschen, die sehr viel von Musik verstehen, und ausserdem werden die Töne, auch im Bass-House, oft auf Pianos, Gitarren und Geigen aufgenommen. Das hat meiner Meinung nach sehr viel mit Musik zu tun. Bass-House hat einen starken Bass und einen schnellen Rhythmus. Das Tempo liegt bei etwa 123 bis 128 Beats pro Minute.

Ihr durftet in kürzester Zeit schon einige Erfolge feiern. Wie erklärt ihr euch das?

Fabien: Vieles läuft über Vitamin B. Da ich selbst Mitglied des Partylabels «Liebe zur Musik» bin, hatten wir von Anfang an einige Vorteile gegenüber anderen DJs. So verfügt das Label über ein professionell ausgestattetes Musikstudio, das wir für die Aufnahme von Mix-Tapes nutzen dürfen. Natürlich kommt es auch auf die richtige Marktstrategie an.

Was ist das Besondere an eurer Musik?

Sodavid: Dass sie in der Schweiz noch nicht so populär ist wie etwa Techno oder Deep House. Die Schweiz ist sehr stark auf Kommerzialisierung beschränkt, was bedeutet, dass man hierzulande vor allem das hört, was gerade «in» ist. Bass-House hat mehr im Ausland und besonders stark in Amerika Fuss gefasst.

Seht ihr darin eine Art Lücke, um euch hervorzutun?

Fabien: Eine Lücke ist es definitiv. Schliesslich hat alles, was nicht jeder macht, Potenzial. Das ist, wie wenn man beispielsweise Glace verkaufen will: Wenn du für dein Eis dieselben Zutaten wie jeder andere verwendest, kauft es am Schluss keiner. Du musst deinen eigenen Stil haben.

Dieser eigene Stil ist einem sicher nicht von Anfang an gegeben: Entdeckt ihr durch eure Arbeit neue Seiten an euch?

Sodavid: Ein Vorteil ist es sicher, dass wir zu zweit sind. Zwar haben wir beide unsere eigene Spur, jedoch entstehen gerade dadurch noch mehr Ideen, und so können wir uns ständig weiterentwickeln. Nicht ohne Grund dürfen wir schon bald in einem grossen Zürcher Club auflegen.

Ihr meint die Härterei?

Fabien: Ja, den Härterei-Club auf dem Maag-Areal an der Hardstrasse. An dieser Stelle muss ich sagen, dass wir den Auftritt aber nicht deshalb erhalten haben, weil wir dort bereits mit dem Label «Liebe zur Musik» Partys veranstalten. Es war mir von Anfang an wichtig, das Partylabel und das DJ-ing voneinander zu trennen.

Du hast am Anfang aber gesagt, dass vieles über Vitamin B läuft.

Fabien: Klar, es hat bestimmt einen grossen Einfluss darauf, dass ich den Club-Besitzer persönlich kenne. Allerdings weiss er dadurch auch, dass wir eine gewisse Professionalität auf die Bühne bringen und es nicht nur darum geht, einen Stick einzustecken und ein paar Knöpfchen zu drücken.

Bass-House ist in der Schweiz noch nicht richtig angekommen. Wie schafft ihr es, die Clubs und Bars von euch zu überzeugen?

Fabien: Im «4. Akt» ist das so eine Sache. In dieser Bar treten sowohl DJs auf, die schon seit Jahren spielen, als auch solche, die gerade erst angefangen haben. Für Ungeübte ist es eine gute Möglichkeit, erstmals vor ein wenig Publikum zu spielen.

Also handelt es sich um ein Übungsfeld?

Fabien: Ja, genau. Klar gehen wir nicht mit dem Ziel dorthin, möglichst viele Fehler zu machen, wir wollen möglichst perfekt spielen. Allerdings sind die Leute in den Bars eher passiv und treffen sich vor allem, um dort zu plaudern und einen guten Abend zu haben. Trotzdem kann man aus ihren Emotionen und Reaktionen lesen, ob ihnen die Musik gefällt oder nicht. Im Club ist das anders.

Habt ihr in der Schweiz überhaupt eine Zukunft?

Sodavid: Nein, in meinen Augen nicht. Die Schweiz ist dafür zu kommerziell eingestellt. Einzig im Welschen gäbe es noch Möglichkeiten, weil es von der Musik aus dem benachbarten Frankreich beeinflusst wird.

Und wie sieht es international aus?

Fabien: Da wollen wir auf jeden Fall etwas erreichen. Wir haben erst vor Kurzem ein Angebot von einem deutschen Club erhalten, der sich zurzeit noch im Aufbau befindet. Wir verlassen uns aber nicht darauf, sondern konzentrieren uns lieber auf das Hier und Jetzt. Die Schweiz ist ein sehr kleines Land, das sich im ständigen Wandel befindet. Von daher wollen wir eher auf internationalem Gebiet etwas erreichen. Die Schweiz bildet dafür allerdings einen guten Grundstein.

Und was löst Musik für Gefühle in euch aus?

Sodavid: Liebe! Sobald ich ein Lied höre, das mir gefällt, überkommt mich eine Euphorie. Wenn man dazu noch die Emotionen im Publikum sieht, will man einfach nur noch abgehen. Ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann. Es ist schlicht die Liebe zur Musik, wie es das Partylabel «Liebe zur Musik» schon so passend sagt.

Welches sind die nächsten Schritte?

Sodavid: In der Nacht vom Samstag, 24., auf Sonntag, 25. Februar, spielen wir zwischen 3 und 4 Uhr in der Härterei.