Wirte im Kampf gegen Corona

Erstellt von Rene Wider |
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Das Gastgewerbe erlebt zurzeit die schwerste Krise – seit einem Jahr gibt es laufend neue Verordnungen und jetzt sogar die zweite Schliessungen. Der «Küsnachter» hat drei Wirte in Küsnacht und Herrliberg besucht und mit ihnen über die aktuelle Corona-Situation gesprochen.

Die drei besuchten Wirte sind sich alle ­einig, dass es «eine Zeit danach» geben wird. «Und unser grösster Wunsch ist es, dass die Gäste aus Küsnacht und der ­Region nach der Krise wieder in unsere Lokale kommen.» Vom «Gastro-Aufstand», bei dem einige Gastwirte in der Schweiz trotz bundesrätlichem Verbot vergangene Woche ihre Restaurants öffneten, halten die drei nichts. «Wir sind hier in einer Gemeinde und werden solidarisch und respektvoll sein», war die einhellige Antwort. Ein gutes Wort haben die lokalen Wirte für ihre Angestellten übrig. Sie warteten darauf, dass sie ihren Job wieder ausüben dürfen. «Unsere Angestellten verzichten sogar auf einen Teil ihres Lohnes», berichten die Wirte. Erfreulich sei, dass es wegen der Schliessung bisher noch zu keiner einzigen Kündigung ­gekommen sei. Einen Zustand, den sie ­gewillt sind, aufrechtzuerhalten.

«Ochsen» – Leo Wildhaber

Leo Wildhaber und Sohn Remo trifft man in kämpferischer Stimmung an. Seit 2014 wirtet die Familie Wildhaber im Küsnachter «Ochsen». Auch Sohn Jan arbeitet im Betrieb. Das Mobiliar ist verräumt und abgedeckt. Trotzdem – Wildhabers entwickeln bereits neue Ideen während der Schliessungszeit, die – so hoffen sie – Ende Februar beendet sein soll. «Jetzt erst recht», sagen sie sich.

Der «Ochsen» bietet jetzt neu ein Take-away-Angebot an, das ohne grossen Aufwand zu Hause fertig erhitzt oder im Backofen heiss gemacht werden kann. Zudem werden die Hotelzimmer jetzt auch für Homeoffice vermietet. Leo Wildhaber hat wie fast alle Wirte eine Versicherung für diese Zeit. «Aber es ist ein Kampf und die Verhandlungen sind zäh.» Froh ist er über die Gespräche mit der Besitzerin der Liegenschaft – der Gemeinde Küsnacht. Deren Liegenschaften-Abteilung hätte ein offenes Ohr für die Anliegen der Familie Wildhabe gehabt.

«Blüemlisalp» – Madeleine Hotz

Der Besuch auf der «Blüemlisalp» in Herrliberg ist zurzeit schwierig. Das Gebiet liegt unter einer dicken Schneedecke und ist praktisch nicht erreichbar. Madeleine Hotz, bald sieben Jahre lang Pächterin des Lokals, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie füttert gerade ihre Hühner in Schneeschuhen. Die «Blüemlisalp» ist einzigartig. Auf dem Land, mit schöner Fernsicht und vielen eigenen Tieren, die jetzt den Schnee etwas misstrauisch betrachten. Madeleine Hotz vermisst ihre Gäste. «Jetzt wäre gerade Metzgete und auch Fondue-Zeit. Viele Spaziergänger würden das Lokal besuchen.»

Weggebrochen sind auch alle Bankette und Festessen. Die plötzliche Ruhe sei für sie ungewohnt. «Immerhin war der Sommer sehr gut, da es lange warm und sonnig war.» Die verordnete Öffnungszeit bis 19 Uhr hätten dann noch ein wenig Gäste gebracht, dann war vor kurzem wieder ganz Schluss. Auch mit der Vermieterin der «Blüemlisalp», der Alpengenossenschaft Erlenbach, sei das Einvernehmen gut. «Sie hat sofort reagiert und unterstützt mich als Pächterin.» Madeleine Hotz wünscht sich jetzt nichts mehr, als dass sie bald wieder für die Gäste öffnen darf.

«Falken» – Toni Albino

Wer im «Falken» an der Küsnachter Dorfstrasse durch die Fenster schaut, sieht den langjährigen Wirten, bewaffnet mit einem Pinsel, sein Lokal streichen. Toni Albino hat darauf gehofft, dass die Schliessung des ­Lokals bald vorbei sei. Er hat vergeblich mehrere tausend Franken in das Schutzkonzept investiert. Unmittelbar vor dem Gespräch mit dem «Küsnachter» hat er ­erfahren, dass sein Restaurant jetzt auch im Februar geschlossen bleiben muss. Für einen Wirt, der jeden Tag gerne seine Gäste empfängt und zu ihnen ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, ein rabenschwarzer Tag. Toni Albino hat seine Gäste auch privat bewirtet; diese Caterings fallen jetzt auch weg. Viele Gäste rufen ihn an und wollen wissen, wie es ihm geht, oder sie schicken ihm eine Karte mit den besten Wünschen für eine baldige Wiedereröffnung. Albino versteht die Situation und benutzt das Wort «Respekt». Er hat im letzten Frühling Bedürftige in Zürich verpflegt. Da tritt er jetzt etwas kürzer, da er nun sein Lokal auf Vordermann bringen will.