Jetzt ist es offiziell: Der Stadtrat bewilligt 1,204 Millionen Franken für die Instandsetzung der Witiker Meyerhofscheune. Ein Verein hat die Stadt mit ihrem Konzept überzeugt. Nun soll ein Treffpunkt entstehen.
Als Heinz Weyermann die Tür öffnet, wird sofort offensichtlich, dass etwas getan werden muss: Die Türen lassen sich nur mühsam schliessen, das Holz ist alt und der Heuboden im unisolierten Gebäude teilweise morsch. Die Meyerhofscheune in Witikon hat eine Sanierung dringend nötig. Für 1,204 Millionen Franken soll das denkmalgeschützte Gebäude nun instand gesetzt werden, hat der Stadtrat kürzlich entschieden. Das Gebäude besteht aus einem Tenn, also dem Bereich einer Scheune, auf dem das Getreide gedroschen wurde, sowie einem Stallteil. Beide Bereiche sind heute unbeheizt.
«Einen Teil hat früher ein benachbarter Handwerker noch als Lagerraum benutzt», erklärt Weyermann. Er ist Präsident des Vereins Meyerhofscheune und hat sich mit seinen Vorstandskollegen und dem Quartierverein bei der Stadt dafür eingesetzt, dass das Gebäude zukünftig für Veranstaltungen und als Ortsmuseum mit wechselnden Ausstellungen genutzt werden kann («Züriberg» berichtete). Heute steht darin die restaurierte Witiker Feuerwehrspritze aus dem Jahr 1853. Dank dieser war Weyermann überhaupt auf die Idee gekommen, dass man die Meyerhofscheune künftig für die Quartierbevölkerung nutzen könnte. «Wir vom Feuerwehrverein Witikon haben 2009 die Handdruckspritze restauriert und danach einen Ort gesucht, um sie einzustellen», erzählt Weyermann. Die Stadt habe ihnen die Meyerhofscheune zur Verfügung gestellt. «Erst dann habe ich gemerkt, wie diese Scheune von innen aussieht und wie schade es ist, dass man sie einfach leer stehen lässt.» Gemeinsam mit Vertretern des Quartiervereins, des Gemeinschaftszentrums (GZ) Witikon sowie dem Feuerwehrverein habe man sich dann überlegt, wie das Gebäude für die Quartierbevölkerung genutzt werden könnte. Letztes Jahr ist daraus der Trägerverein Meyerhofscheune entstanden. «Innerhalb eines Jahres haben wir schon 80 Mitglieder gefunden – 20 davon wollen sich aktiv einsetzen», freut sich Weyermann. Bald baut die Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich den Stall in einen beheizbaren Ausstellungs- und Besprechungsraum mit Teeküche und hindernisfreier WC-Anlage um. Die Türen, Fenster und Fensterläden werden ersetzt, die Fassaden wo nötig erneuert. Nach den Arbeiten sollen insgesamt 120 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen.
Die Meyerhofscheune stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Die Stadt, der das Gebäude an der Witikonerstrasse 396 gehört, hat seit vielen Jahren keine Verwendung mehr dafür. Der Verein Meyerhofscheune hat deshalb ein Betriebskonzept für die Nutzung des Gebäudes und den angrenzenden Aussenraum mit rund 40 Quadratmeter Fläche ausgearbeitet. Mit seinen Ideen ist er dann zusammen mit dem Quartierverein an die Stadt gelangt. Diese war davon angetan, daraus einen neuen Treffpunkt für das Quartier zu machen. Sie finanziert als Besitzerin zwar die Instandsetzung, in Zukunft muss der Trägerverein aber für die Betriebskosten aufkommen. Ein allfälliges Defizit würde gemäss Weyermann allerdings vom Quartierverein gedeckt. Die Stadt unterstützt den Verein, indem sie keine Miete verlangt.
Wechselnde Ausstellungen
Der Trägerverein will selber bis zu vier kulturelle Veranstaltungen pro Jahr durchführen. Die Kapazität des Gebäudes beträgt 50 Personen. Hinzu kommen ein bis zwei Wechselausstellungen im geplanten Ortsmuseum. «Die Besucherinnen und Besucher sollen immer wieder etwas Neues erleben», sagt Weyermann. Es gehe nicht darum, einfach alte Gegenstände auszustellen, betont der Präsident. Die Öffnungszeiten werden sich nach den Bedürfnissen der Bevölkerung richten. Auch das GZ werde die Räumlichkeiten regelmässig nutzen, wie genau, ist aber nicht abschliessend geklärt. «Jetzt haben wir noch ein Jahr Zeit, das definitive Programm zu planen», so Weyermann. Andere Vereine sollen vereinzelt Apéros und Anlässe durchführen können. «Die Nutzung der Teeküche beschränkt sich auf die Anlässe, ein Restaurationsbetrieb ist nicht erlaubt », sagt Weyermann.
Der Baubeginn ist für kommenden Herbst geplant, die Arbeiten dürften laut Stadt rund zwölf Monate dauern. «Unser Ziel wäre es, dass wir im Herbst 2018 die erste Veranstaltung durchführen können», sagt Weyermann. Ein anderer Termin ist schon fix: Pünktlich zur Fahrplanumstellung am 10. Dezember und der Verlängerung der Trolleybuslinie 31 von der Innenstadt nach Witikon organisiert der Quartierverein ein Fest. Weyermann: «Wir werden im GZ mit einer Ausstellung präsent sein und der Bevölkerung einen ersten Vorgeschmack auf die neue Meyerhofscheune bieten.»
Als nächster Schritt werde der Trägerverein im August mit den unmittelbaren Nachbarn zusammensitzen, die vor allem wegen der Nutzung der Aussenflächen noch Bedenken hätten. «Wir wollen so früh wie möglich Vorurteile und Ängste abbauen.» (pw.)