Die FDP Kreis 7 und 8 hat die Witikerinnen und Witiker befragt zum 31er-Bus ins Stadtzentrum. Und fordert nun die Stadt auf, eine direktere Linienführung erneut zu prüfen.
Im Dezember 2017 ging ein lange gehegter Wunsch Witikons in Erfüllung: Eine direkte Busverbindung in die Stadt und an den HB. Umgesetzt wurde dies durch eine Verlängerung der Buslinie 31 vom Hegibachplatz bis nach Witikon bei gleichzeitigem Wegfall der bisherigen Buslinie 34, die zuvor am Klusplatz zum Umsteigen zwang. Möglich gemacht habe diese Lösung der jahrelange und unermüdliche Einsatz des Quartiervereins Witikon sowie zahlreicher Politikerinnen und Politiker aus verschiedenen Parteien, sagten Vertreter der FDP Kreis 7 und 8 an einer Medienkonferenz heute Donnerstagmorgen. „Die heutige Lösung wurde zwar kaum von jemandem favorisiert, als Kompromiss aber akzeptiert.“
Die Freude habe allerdings nicht lange gewährt, schreibt die FDP in einer Mitteilung: Die extrem lange Buslinie 31, die sich durch verschiedene Nadelöhre wie etwa den Zeltweg zwängen muss, bestiche seit ihrer Einführung vor allem durch Unpünktlichkeit und Langsamkeit. Ein einigermassen stabiler Betrieb sei nur mit zusätzlichen Bus-Kursen oder Reservebussen möglich. Und wer heute trotzdem am Klusplatz umsteige, treffe angesichts der Haltestellenanordnung auf wesentlich schlechtere Bedingungen als vor der Umstellung.
"Mehr Stau und Schleichverkehr"
Viele Witikerinnen und Witiker betrieben heute notgedrungen situatives «Tram-Hopping», heisst es in der Mitteilung. „Hinzu kommen neue und verschärfte Stausituationen für den Individualverkehr in Hottingen, insbesondere rund um den Klusplatz, mit entsprechendem Schleichverkehr im umliegenden Quartier.“ Zeitgleich, aber davon unabhängig, hätten Hottingen und Witikon nach Jahrzehnten eine ihrer drei Tramlinien «verloren». Die VBZ setzten mit lokalen Optimierungen aber alles daran, das Beste für die ÖV-Passagiere aus der Situation herauszuholen.
„In der Folge entwickelte sich eine regelrechte Meinungs-Kakophonie sowie politischer Aktivismus“, schreibt die FDP. Was aber bisher niemand gefragt habe: „Was will die Bevölkerung Witikons wirklich? Und spricht sie mit einer Stimme?“ Die FDP habe es wissen wollen und deshalb im Februar 2018 alle Haushalte in Witikon mit einem Fragebogen bedient. „Die Streusendung wurde von respektablen 20% der Bevölkerung beantwortet, was – bei allen methodischen Einschränkungen – eine hohe Relevanz nahelegt.“
Das Resultat lasse aufhorchen, schreibt die FDP weiter:
„Nur rund 15% der Antwortenden favorisiert den heutigen Zustand.
Gut 42% wünschen sich den früheren Zustand zurück.
Ebenfalls gut 42% präferieren eine direkte Linienführung des «alten» 34er via Hottingerplatz an den HB, unter Nutzung der bestehenden ÖV-Spur. Und dies, obwohl im Fragebogen die finanziellen Konsequenzen explizit erwähnt wurden.“
Berücksichtige man weiter, was die Antwortenden explizit nicht wollen, so schneide die Direktverbindung via Hottingerplatz deutlich am besten ab, schliesst die FDP aus den Resultaten.
"Völlig unterschiedliche Bedürfnisse"
Die qualitative Auswertung der Anmerkungen der Antwortenden lasse die Vermutung zu, dass bisher fälschlicherweise nach «der» Lösung für Witikon gesucht wurde, obwohl sich grob zwei Anspruchsgruppen mit völlig unterschiedlichen Bedürfnissen ausmachen lassen: «Zeitkritische» (Pendler etc.): Wollen eine zuverlässige, pünktliche und schnelle Verbindung, stören sich weniger am Umsteigen, wenn die Umsteigehaltestelle komfortabel ist. «Komfortkritische» (ältere, beschränkt mobile Personen etc.): Wollen eine umsteigefreie Verbindung ins Stadtzentrum, stören sich an mangelndem Komfort und Sicherheit bei Umsteigen am Klusplatz
Die FDP vermutet deshalb, dass weder die frühere Variante, noch die heutige Lösung mehrheitsfähig ist. Auch lokale Optimierungen helfen da wenig: Eine konzeptionell schlechte Lösung wird auch mit Retuschen nicht zu einer guten Lösung. Die Grundprobleme «Zeltweg», «Länge der 31er-Linie» und «Komplexität/Komfort Klusplatz» bleiben bestehen.
Schon 2010 vorgeschlagen
Die FDP sieht sich deshalb in ihrer langjährigen Einschätzung bestätigt: Bereits 2010 schrieb der damalige FDP-Gemeinderat und heutige Kantonsrat Marc Bourgeois in einem öffentlich verfügbaren Positionspapier: «Nur Variante C [Direktverbindung über den Hottingerplatz] bringt Witikon massgebliche Vorteile, ohne für das gesamte Liniennetz wesentliche Nachteile zu bringen. Die anderen Varianten sind nicht weiter zu verfolgen.» Zudem hinterfragte er damals aufgrund von Kommissionsinformationen die genannten Kosten von 20 Mio. Franken für die Elektrifizierung der eher kurzen Strecke Klusplatz – Kunsthaus.
Inzwischen haben sich auf der Strecke Klusplatz – Kunsthaus einige Parameter geändert. FDP-Gemeinderat Pablo Bünger will deshalb, dass der Stadtrat die Kosten für eine Direktverbindung erneut durchrechnet. Zudem will er den Stadtrat dazu auffordern, eine solche Direktverbindung erneut zu prüfen. Die heute angedachten Optimierungen hält er für einen Tropfen auf den heissen Stein.
Trolleybus mit Batterie
Kantonsrat Marc Bourgeois setzt angesichts des Umfrageresultats auch weiterhin auf eine Direktverbindung über den Hottingerplatz, aber mit neuer Technologie. Er will deshalb geprüft haben, ob sich die Strecke Klusplatz – Kunsthaus bspw. dank «Swiss Trolley plus»[1] ohne neue Fahrleitung überbrücken liesse. Mit dieser Lösung würde überdies auch Hottingen einen Teilersatz für das weggefallene Tram erhalten. Weiter ermahnt Bourgeois alle beteiligten Parteien, beim Optimieren der heutigen Lösung die berechtigten Interessen Hottingens wie auch jene des Individualverkehrs nicht aus den Augen zu verlieren. (pd. / Foto: dh.)