Wo Tiere eine würdige Grabesruhe finden

Erstellt von Céline Geneviève Sallustio |
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Die treuen Begleiter des Menschen sollen nicht einfach auf einer Tierkadaverstelle «entsorgt» werden. In der Schweiz dürfen «Filo und Peterli» im Wald bestattet werden. Für diese würdige Form der Grabesruhe für Haustiere setzten sich Oliver Ledermann und André Zillig von «Tierwald» ein.

Es ist ein kalter Wintervormittag. Neuschnee liegt auf dem Boden und Schneeflocken umhüllen den ganzen Wald in Erlenbach an diesem Freitag wie Watte. Neben mir hinterlassen die grossen Fussspuren von Oliver Ledermann ihre Abdrücke im Schnee. Vor der Überquerung des Mülibachs zeigt der 40-Jährige auf eine Buche mit einer weissen Markierung. Darauf zu sehen ist ein Baum und drei horizontale Striche, die den Nähr­boden darstellen.

«Im ganzen Wald sind 25 Bäume mit solchen Markierungen zu finden», sagt Ledermann, «an diesen Bäumen kann die Asche eines Tieres eingebracht werden.» Gemeinsam mit André Zillig haben die beiden Männer die Firma «Tierwald» gegründet, die Baumbestattungen für Haustiere umsetzt. «Die Idee entstand bereits im Jahr 2006. Einen Zufall und dreizehn Jahre später sass ich mit André an einem Tisch und wir überlegten uns, was für einen sozialen und lässigen Beitrag wir an die Gemeinde – und die Gesellschaft – leisten können. So nahm die Idee von einer würdigen Tierbestattung Form an», so der Familienvater.

Tierwaldfriedhöfe sind gefragt

Auf dem Parkplatz gegenüber der Kittenmühle treffen wir auf André Zillig. Seine Begleiterin springt gerade aus dem Kofferraum – die Labradorhündin Ombra. «Ombra, weil ein Hund der Schatten eines Menschen ist», sagt der 56-Jährige. Die beiden Tierliebhaber finden, dass ein langjähriger und treuer Begleiter nach seinem Tod nicht einfach so auf der Tierkadaverstelle «entsorgt» werden soll.
In der Schweiz besteht die Möglichkeit einer Waldbestattung: In der Deutschschweiz existieren ungefähr 135 Baumfriedhöfe – Tierwaldfriedhöfe sind hingegen kaum zu finden. Ganz anders sieht das im Nachbarland Deutschland aus. Dort finden sich bereits 200 solcher Tierfriedhöfe. Aus diesem Grund gehen die beiden davon aus, dass auch in der Schweiz eine Nachfrage nach einer solchen Tierbestattung besteht. Nicht zuletzt würden Haustiere einen immer grösser werdenden Stellenwert in der Gesellschaft gewinnen. Auch dies sei mit ein Grund, weshalb es «Tierwald» gäbe.

Demonstration im Wald

Wie eine solche Tierbestattung stattfindet, demonstrieren die beiden gleich vor Ort: «Vor der Tierbestattung müssen die Tierhalter entscheiden, ob sie ihren Begleiter unter einem Einzel- oder einem Gemeinschaftsbaum bestatten möchten. Zudem kann die Länge des Nutzungsrechts ausgewählt werden: Neben der Nutzung bis im Jahr 2050 besteht die Möglichkeit einer 10-jährigen Nutzung», erklärt Zillig.
Sein Freund Ledermann gräbt unter einer markierten Buche mit einer roten Schaufel ein kleines Loch. Dieses verziert er liebevoll mit Tannenzweigen. Auch eine weisse Kerze zündet er daneben an. «Die Tierbesitzer dürfen selbstverständlich auch alleine – also in Abwesenheit von uns beiden – von ihrem Tier Abschied nehmen», so Ledermann.

Start in Erlenbach

Das Angebot von «Tierwald» spreche primär Stadtmenschen an. «Wir sind am Anfang unseres Projekts – momentan haben wir erst einen Standort in Erlenbach. Wir sind aber bereits in Gesprächen mit verschiedenen Waldbesitzern und möchten uns gerne in der ganzen Deutschschweiz etablieren», so Zillig.

Knapp eine Stunde später kehren wir wieder beim Parkplatz ein. Ombra verabschiedet sich schwanzwedelnd in den Kofferraum von seinem Halter. Dieser fährt winkend mit dem Auto davon, dessen Spuren sich im Schnee verewigen – vorerst.

Weitere Informationen zur Tierwald GmbH auf der Website www.tierwald.ch oder telefonisch unter 079 419 41 48.