Die Sanierung des städtischen Alterszentrums Wolfswinkel in Affoltern ist notfallmässig gestoppt worden. Grund: Gefundene giftige Schadstoffe wie
Asbest und PCB. Die Stadt sagt, dass «keine Gefahr für Bewohner und Umwelt bestand».
Anwohner hatten sich schon seit einiger Zeit gewundert. Es schien nicht mehr vorwärtszugehen bei den Sanierungsarbeiten am Alterszentrum Wolfswinkel. Nun wurde es vom Gesundheits- und Umweltdepartement gegenüber «Zürich Nord» offiziell bestätigt. Das neue Alterszentrum Wolfswinkel kann nicht wie vorgesehen im Herbst 2019 bezogen werden, sondern erst ungefähr im Frühling 2020. Grund ist die umfangreiche Schadstoffsanierung. Die Leitung des Alterszentrums Wolfswinkel wurde erst vergangene Woche informiert, obwohl das Problem mit dem gefundenen Gift offensichtlich schon vorher bekannt war.
Unerwartetes Ausmass
Auf Anfrage teilt das städtische Amt für Hochbauten mit, dass die Schadstoffvorkommen, nämlich Asbest und PCB, in grösserem Ausmass vorhanden sind, als dies die Voruntersuchungen ergeben hätten. Das Amt für Hochbauten ist für die Instandsetzung des Gebäudes zuständig. Die Schadstoffsanierung umfasse nun hauptsächlich die fachgerechte Sanierung und Entsorgung von Asbest und PCB (polychlorierten Biphenylen) (siehe Kasten). PCB komme vor allem im Fugenmaterial vor, Spuren von Asbest seien in verschiedenen Materialien gefunden worden. «Im leeren Gebäude wird vor der Instandsetzung eine Schadstoffsanierung durch eine darauf spezialisierte Firma vorgenommen», betont das Amt. Die Arbeiten würden durch ein Ingenieurbüro überwacht und dokumentiert. «Der Schlussbericht wird vom Umwelt- und Gesundheitsschutz der Stadt Zürich geprüft und freigegeben. Erst nach Freigabe des Schlussberichts kann man mit den weiteren Abbrucharbeiten beginnen», heisst es weiter.
«Keine Gefahr für Menschen»
Und das Gift im Gebäude? «Es bestand und besteht weder für die Bewohnerinnen und Bewohner noch für die Angestellten oder Nachbarn eine gesundheitliche Gefährdung», betont die Stadt. So lange die Schadstoffe im verbauten Material enthalten sind, könnten sie nicht in die Atmosphäre entweichen. Bei einer Instandsetzung wie jener des Alterszentrums Wolfswinkel gebe es deshalb ein stufenweises Vorgehen, damit keine Gefährdung von Mensch und Umwelt stattfinde.
Gesundheit hin oder her: Die Leidtragenden sind nicht nur die betagten Menschen, die nun länger als geplant in Adliswil bleiben müssen, sondern auch jene älteren Menschen, die in Affoltern warten, bis sie ins neue Alterszentrum ziehen können.
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PCB und Asbest, was ist das?
Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden bis zu ihrem Totalverbot im Jahr 1986 für zahlreiche technische Zwecke eingesetzt. PCB sind giftig, langandauernd und akkumulieren sich in Ökosystemen im Boden und im Wasser. PCB sind für ein breites Spektrum von chronisch toxischen Wirkungen bekannt. Sie schädigen unter anderem das Immunsystem und das zentrale Nervensystem und wirken nachteilig auf hormonale Steuerungsmechanismen. Ein Teil weist dioxinähnliche Wirkungen auf.
Bis 1990 wurde Asbest in die Schweiz importiert und verbaut. Erst seither ist es verboten. Dies, obwohl seit 1970 bekannt war, dass die Asbestfaser offiziell krebserzeugend ist. Der gefährliche Werkstoff ist immer noch in vielen älteren Gebäuden anzutreffen. So lange Asbest in Baumaterialen fest gebunden ist, stellt er keine Gefahr dar. Wer jedoch bei Umbau-, Unterhalts- und Renovationsarbeiten Asbestfasern freisetzt und einatmet, gefährdet seine Gesundheit in hohem Mass. Asbestose und Lungenkrebsrisiko sind die Folgen (pd./pm.)