Verschmierte Wände, FCZ-Kleber, Graffiti – das schöne Quartier Wollishofen wir je länger, je mehr von Vandalen verschandelt. Der Gewerbeverein Kreis 2 bat die Stadt Zürich um Hilfe, aber bisher vergebens.
«Es sieht hier aus wie im Ghetto», empört sich ein Gewerbetreibender, der aus Angst vor Racheakten nicht genannt werden möchte. «Ob das nun Kunst ist oder nicht – ich möchte mein Geschäft an der Albisstrasse nicht so präsentieren. In den letzten Jahren hat das Problem sehr zugenommen. Wir sind uns ziemlich sicher, dass vor allem Anhänger der Zürcher Südkurve dahinter stehen, denn diese halten sich oft im Gemeinschaftszentrum am See auf.»
Hausbesitzer zahlen Reinigung
Nicht nur an der Albisstrasse, sondern auch an der Seestrasse und an anderen exponierten Stellen zeigt sich dasselbe Bild: Verschmierte Wände, FCZ-Kleber und Graffiti «verzieren» Mauern, Wände, Fensterscheiben und sogar Verkehrs- und Strassenschilder. Besonders für die Gewerbetreibenden, aber auch für private Hausbesitzer ist dies ein wachsendes Problem und ein grosser Ärger. «Kaum ist eines weggeputzt, ist es spätestens nach dem nächsten Wochenende noch schlimmer und wüster wieder da», so Felix Weber, Präsident des Gewerbevereins Kreis 2.
Brief an die Stadt Zürich
Gemeinsam haben die Gewerbler mit der Stadt Zürich Kontakt aufgenommen und einen Brief verfasst. «Unser Wunsch wäre, dass am späteren Abend und in der Nacht regelmässiger Polizeikontrollen an den neuralgischen Punkten durchgeführt würden», heisst es darin. «Die am meisten geplagten Firmen meldeten sich zwischen Bahnhof Wollishofen, Post Wollishofen und Morgental. Es ist anzunehmen, dass die Sprayer sich nicht allzuweit davon besammeln.» Diverse direkt betroffene Mitglieder des Gewerbevereins würden es begrüssen, dass vermehrt Personenkontrollen durchgeführt würden, zum Beispiel bei Gruppen bei der GZ-Wiese in Wollishofen oder im GZ am See. «Eine Durchsuchung der persönlichen Utensilien wäre vermutlich sehr aufschlussreich (Spraydosen etc.).» Auf das Schreiben kam die Antwort, man habe das Problem dem Kreischef 2 der Stadtpolizei gemeldet.
«Die Stadtpolizei hat dies in den letzten Wochen ebenfalls festgestellt und entsprechende Massnahmen eingeleitet», schreibt Michael Walker vom Mediendienst der Stadtpolizei Zürich auf Anfrage. «Details über die getroffenen Massnahmen werden aber nicht über die Medien verbreitet. Wir raten Betroffenen, Anzeige zu erstatten über www.suisseepolice.ch oder Tel. Nr. 117. Falls verdächtige Beobachtungen gemacht werden oder Leute beim Sprayen gesehen werden, sollte man die Polizei über die Tel. Nr. 117 alarmieren. Für den Schutz vor Schmierereien und für die Entfernung von Schmierereien steht die Graffiti-Beratung der Stadt Zürich zur Verfügung.»
Felix Weber, dessen Geschäft an der Seestrasse liegt, sieht sich auch noch mit einem anderen Problem konfrontiert. «Jedes Wochenende liegt Unrat um die Liegenschaft herum», erzählt er. «Bevor ich mich an die Arbeit machen kann, muss ich Bierdosen, ausgeleerte Chipstüten und andere Abfälle einsammeln. Kürzlich hat jemand sogar sein Geschäft hinter dem Haus erledigt und samt Toilettenpapier liegen gelassen.»
Wenig Möglichkeiten zum Feiern
Seit den Massnahmen wegen Corona habe das Problem stark zugenommen. «Weil viele Lokale geschlossen oder nur beschränkt geöffnet sind, verteilen sich die jungen Leute im Quartier und suchen versteckte Orte, wo sie feiern können.» Seine Liegenschaft sei dazu geeignet, weil man sich im Dunkeln zurückziehen könne. Die schöne Wiese beim GZ am See locke zudem viele junge Leute an. Dort werde gefeiert und getrunken. «Auf dem Nachhauseweg treiben die Leute dann ihr Unwesen und verschmieren das schöne Quartier.»
Nicht aufgeben
Er selber entfernt regelmässig sämtliche Sprayereien, Kleber und den Unrat und rät anderen Betroffenen, dies auch zu tun. «Wir dürfen nicht aufgeben, wir müssen den längeren Atem haben», ist Weber überzeugt. Dass die Betroffenen die Kosten für die Reinigung selber berappen müssen, ärgert ihn. Die Stadt bietet zwar Anti-Graffiti-Abos an, mit denen die Sprayereien professionell entfernt werden. «Aber die sind nicht billig, die Kosten trägt immer der Hausbesitzer. Und das Problem ist mit der Entfernung ja nicht gelöst, es muss andere Wege geben, dass es gar nicht so weit kommt.»