Wollishoferinnen blicken auf 1971 zurück

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Fünf Wollishoferinnen feierten am Sonntag bei nasskaltem ­Wetter vor der Kirche auf der Egg 50 Jahre Frauenstimmrecht. Nachfolgend einige Erinnerungen der Wollishoferinnen ans Jahr 1971.

«Ziemlich peinlich», schreibt Hanna Portmann Hegi, «aber ich kann mich nicht an die Einführung des Frauenstimmrechts erinnern. 1971 war ich 19-jährig, das älteste von fünf Kindern einer bäuerlich-konservativen Familie in der Innerschweiz. Politik war Männersache und zu Hause wurde darüber nicht diskutiert.»

«Die Abstimmung am 7. Februar 1971 habe ich, oh Schreck, nicht wahrgenommen», meint auch Rita Guggenheim-­Läubli. «Grad 21 Jahre alt, kam ich als Landei nach Zürich. Da interessierte mich alles andere als Politik. Sie hatte mich auch nicht zu interessieren; als «Fräulein» war ich in der Gewerbeschule freigestellt vom Staatsunterricht. Als Hochbauzeichnerin wurde Politik dann für mich schon ein Thema. Ich danke allen Frauen, die früher aufgewacht sind.» Ursula Blosser schreibt: «In den frühen 60er-Jahren hatte mein ­Vater meiner Mutter untersagt, ­einer ­Arbeit ausser Haus nachzugehen. Meine Mutter aber fand, ein Haushalt und ein Kind fülle sie nicht aus. Sie trat eine ­Arbeitsstelle an. So lernte ich schon als Mädchen, dass Frauen ihren eigenen Weg gehen dürfen. Kein Stimmrecht für Frauen war für mich nicht nachvollziehbar.»

«Der erste Urnengang, an dem Frauen mitbestimmen durften, war ein nass­kalter Frühlingssonntag», erinnert sich Hanna Lienhard, «für mich ein unvergesslicher Tag. Stolz warf ich – als nun mit ­gleichen Rechten ausgestattete Bürgerin wie mein Vater und meine vier älteren Brüder – das Couvert in die Urne.»

«Die Einführung des Frauenstimmrechts ging an mir vorüber. Meine Eltern stammten aus Bündner Bergtälern. Da waren Mütter und Grossmütter für ihre Grossfamilien da und leisteten immense Arbeit», schreibt Lotti Vinzens. «Für Politik blieb kein Platz. Ich erinnere mich aber, dass ich von Frauen «im Unterland» hörte, die für mehr Mitbestimmung auf die Strasse gingen.» (e.)