Die vereinigte Bundesversammlung – Nationalrat und Ständerat – wählt alle vier Jahre sieben Schweizerinnen und Schweizer in die Regierung. In einer Ausstellung rückt das Landesmuseum nun die Bundesrätinnen und Bundesräte seit 1848 ins Zentrum und stellt sie vor.
Die Schweiz von heute war nicht immer da, und sie ist auch keine historische Selbstverständlichkeit. Sie ist über Jahrhunderte aus verschiedenen Städten und Orten zu dem Land geworden, das es heute ist.
Mit Annahme der Bundesverfassung von 1848 wird aus einem lockeren Staatenbund ein moderner Bundesstaat. Die Kantone haben nun eine eidgenössische Regierung und ein eidgenössisches Parlament über sich. 119 Bundesrätinnen und Bundesräte hat die Vereinigte Bundesversammlung seit 1848 gewählt. Persönlichkeiten, die mit ihrer Haltung und Intelligenz, mit ihrem Auftreten und ihrem Humor die Geschicke der Eidgenossenschaft lenken. Die Ausstellung im Landesmuseum bringt zu jedem Mitglied ein Kurzporträt. Wir haben einige ausgesucht.
Die erste Bundesrätin Elisabeth Kopp (von 1984 bis 1989 im Amt) stolpert über die Steueraffäre ihres Mannes und tritt zurück. Bundesrat Fridolin Anderwert (1876 bis 1880) nimmt sich, nach einer gehässigen Medienkampagne, das Leben. Bundesrat Emil Welti (1867 bis 1881) lässt seine Schwiegertochter Lydia Welti-Escher für geisteskrank erklären nachdem sie mit ihrem Liebhaber, dem Maler Karl Stauffer, nach Rom durchgebrannt ist. Strafe muss sein – einen Bundesratssohn betrügt man nicht!
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Bundesratshumor kommt immer dann zum Einsatz, wenn man sich die Absurdität der Wirklichkeit nur noch mit Humor vom Leib halten kann. Doris Leuthard (2006 bis 2018) und Hans-Rudolf Merz (2004 bis 2010) können sich beim Vorlesen eines im komplizierten Beamtendeutsch geschriebenen Textes vor Lachen kaum noch halten – Video auf Youtube.
Als erster Landwirt wird Berner Rudolf Minger (1930 bis 1940) in den Bundesrat gewählt. Auf die Bemerkung, die Berner seien langsamer als alle anderen Schweizer, besonders die Zürcher, entgegnet Minger trocken: «Ja, das stimmt, dass wir langsamer sind, aber ehe wir mit Überlegen fertig sind, haben die Zürcher den Blödsinn schon gemacht.» Eine Jahrhundertfigur ist Willi Ritschard (1974 bis 1983). Der Heizungsmonteur war ein Star der Schweizer Politik und seine Sprüche prägend: «Was nützt der Tiger im Tank, wenn ein Esel am Steuer sitzt.»
Alfred Ogis (1988 bis 2000) «Freude herrscht» wird ein geflügeltes Wort und sein energieeffizientes Eierkochen ein Hit: «Füllen Sie die Pfanne nur fingerhoch mit Wasser, legen Sie einen Deckel darauf, schalten Sie beim Siedepunkt den Herd aus und nutzen die Restwärme.» Oder Alain Berset (seit 2012 im Amt): «Endlich sind wir über den Berg. Von nun an geht’s abwärts.»
Von Zürich aus regieren
In einem nachgebauten Bundesratszimmer en miniature im Landesmuseum Zürich können Besucherinnen und Besucher Platz nehmen und sich für einmal als Mitglied der Schweizer Regierung für die Belange ihres Landes verantwortlich fühlen.
Zudem werden in der Ausstellung Fotos, Filmausschnitte, Dokumente, aussagekräftige Objekte und Geschenke aus aller Welt gezeigt. Beispielsweise das Tagebuch der Kaiserin Elisabeth von Österreich – liebevoll Sisi genannt –, in dem sie das Leben am Hof und die österreichische Monarchie kritisiert. Aus Sorge, ihre Notizen würden in der Heimat vernichtet werden, hat die österreichische Kaiserin das Tagebuch der Eidgenossenschaft vermacht.
Ausstellung bis 7. November: www.landesmuseum.ch