Yoko Ono, eine Frau von Format

Erstellt von Elke Baumann |
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Das Kunsthaus Zürich zeigt mit seiner Sonderausstellung «Yoko Ono. This room movest at the same speed as the clouds» Arbeiten einer der einflussreichsten Künstlerinnen unserer Zeit – eine sehenswerte Schau.

Yoko Ono? Ist das nicht die, die … ? Ja, das ist die japanische Künstlerin, die am 20. März 1969 John Lennon von den Beatles heiratet. Um das Bewusstsein für den Weltfrieden zu schärfen, lässt sich das junge Paar während seiner Flitterwochen in einer «Bed-In for Peace»-Performance im Bett ablichten.

Yoko Ono wird am 18. Februar 1933 als Tochter eines japanischen Bankiers geboren und wächst in luxuriösen Verhältnissen auf. Sie besucht die ausgesuchtesten Eliteschulen Japans und beginnt Anfang der 1950er-Jahre ein Studium der Philosophie, Kunst und Komposition an einem New Yorker College. In den 1960er-Jahren beeinflusst Yoko Ono als Action- und Avantgarde-Künstlerin massgeblich die experimentelle Kunstszene von New York. Nach dem Tod Lennons (8. Dezember 1980) setzt sich Ono als anerkannte Filmemacherin, Konzeptkünstlerin, Komponistin und Sängerin immer wieder in öffentlichen Aktionen für Frieden und Menschenrechte sowie feministische Anliegen ein. 

Denkmal der Konzeptkunst

Yoko Onos künstlerische Arbeiten umfassen Skulpturen, Arbeiten auf Papier, In­stallationen, Performances, Filme und experimentelle Musik. Ausgangspunkt ­ihrer meisten Werke sind sogenannte Event Scores oder Instructions. Viele davon hat sie 1964 erstmals in ihrem kleinen quadratischen Büchlein «Grapefruit» veröffentlicht. Es enthält Anweisungen für Aktionen alltäglicher Verrichtungen, die jeder Mensch darstellen kann. Ähnlich wie beim Partyspiel «Wer oder was bin ich?» zählen dabei Vorstellungskraft und Fantasie. Yoko Ono ist eine der ersten Künstlerinnen, die solche «Event Scores» verfasst. Damit verändert und erweitert sich der Kunstbegriff radikal. Den Buchtitel wählt die versierte Performance- Künstlerin, weil sie sich selber wie die «Grapefruit», eine Mischung aus Orange und Zitrone, zwischen Japan und Amerika, zwischen Ost und West, zwischen bildender Kunst, Musik und Performance bewegt.

«War is over! If you want it»

Unter den rund 60 Kunstwerken, die die Kuratorin Mirjam Varadinis zusammen mit Yoko Ono ausgewählt und für die Ausstellung arrangiert hat, findet sich auch das weltweit bekannte Poster «War is over!». John Lennon und Yoko Ono verbreiten die Anzeige im Rahmen einer Friedenskampagne. «War is over!» und darunter in kleinerer Schrift: «If you want it. Love and peace from John & Yoko.» Die Plakataktion beginnt am 15. Dezember 1969 in zwölf Metropolen, unter anderem in Athen, Berlin, Paris, New York.

Nach 1981 beginnt Yoko Ono damit, an einem von ihr ausgewählten Ort einen Baum zu pflanzen. Die Zuschauer werden aufgefordert, einen schriftlichen Wunsch an diesen Baum zu hängen. Seither stehen in aller Welt «Which Trees». Die Wünsche werden Yoko Ono übergeben und in Reykjavík in die «Skulptur der Wünsche» gelegt. Es sind bereits über Millionen Bitten um Erfüllung dort verwahrt.

Zerfall eines Apfels

Das Gedankenexperiment «Apple» zeigt einen Apfel auf einem Plexiglassockel. Mit dieser Arbeit stellt Ono Schönheit und Vergänglichkeit dar. Vor der Eröffnung «Unfinished Paintings and Objects by Yoko Ono» in der Indica Gallery in London besucht John Lennon die Ausstellung. Erstaunt und belustigt über den leuchtend grünen Granny Smith mit seinem Angebotspreis von 200 Pfund nimmt er einen Biss davon. Danach legt er, sich entschuldigend, das Objekt wieder zurück. Ono ist empört: Wie kann eine Person es wagen, mit ihrer Arbeit herumzuspielen? Der Biss in den Apfel aber war für John und Yoko der Aufbruch in ein gemeinsames turbulentes Leben.

Die sehenswerte Schau im Kunsthaus bezieht die Besuchenden auf vielfältige Weise in die Arbeiten der Künstlerin ein, lädt zum Mit- und Nachdenken ein. «Kunst ohne die Mit­arbeit des Publikums ist nie fertig.» Mit dieser Botschaft zeigt Yoko Ono ihre Werke in Zürich.

Ausstellung bis 29. Mai im neuen Kunsthausgebäude. Öffnungszeiten: Di/Fr bis So,10 bis 18 Uhr, Mi/Do, 10 bis 20 Uhr,­Montag ­geschlossen. www.kunsthaus.ch