Der Zauberkünstler Jamil Tafazzolian (41) liebt das Geheimnisvolle und Mystische seit seiner Kindheit. In der Laborbar nahe des Schiffbaus tritt er regelmässig vor Publikum auf und gibt seine Kunst mit «La Poesia» zum Besten.
Laura Hohler
«Die Zirkuswelt hat mich schon immer fasziniert», so Jamil. Schon als Kind sei er begeistert gewesen vom Clown Dimitri und dem Zirkus Knie. «Bei Dimitri durfte ich einmal hinter die Bühne, weil er bei meinem Opa in den Mathematikunterricht ging», erzählt der Zauberkünstler. Sein Interesse am Geheimnisvollen stammt teils auch von seiner persischen Herkunft väterlicherseits. «Mein Vater und ich haben uns viel über Träume unterhalten, er hatte einen Hang zum Mystischen.» Mit 10 Jahren besuchte der junge Jamil die Show «Nacht der 1000 Wunder» im Bernhard-Theater und war fortan begeistert von der Zauberei und der Welt des Magischen. «Dort sah ich, wie plötzlich ein schwarzer Panther live auf der Bühne erschien, das war unglaublich», berichtet der Künstler. Ab diesem Moment wusste er, dass er selbst zaubern wollte. Doch auch der weltbekannte David Copperfield hatte einen wichtigen Einfluss auf den angehenden Magier. Als 15-Jähriger besuchte er einen Zauberkurs und experimentierte mit verschiedenen Tricks.
Zauberei und Soziales
Nachdem Jamil «mit Ach und Krach», wie er sagt, seine Maturität abgeschlossen hatte, unterrichtete er am Kinder- und Jugendtheater Metzenthin in Zürich und organisierte nebenbei eigene Zirkusprojekte. Danach studierte er in Luzern Kulturmanagement, um «etwas in der Tasche zu haben». Doch auch der soziale Aspekt der Zauberei ist für Jamil bedeutend. So arbeitet er häufig mit behinderten Kindern zusammen und bietet Zauberworkshops an. «Durch meine Eltern war das Soziale immer wichtig. Meine Mutter arbeitete früher als Kindergärtnerin», erzählt Jamil. Die Zauberei helfe zum Beispiel autistischen Kindern, zu kommunizieren und sich gegenüber anderen zu öffnen. Seit bald drei Jahren zaubert Jamil für Schule und Kultur im Kanton Zürich.
Mit Tricks Geschichten erzählen
Jamils Fachgebiet ist das Variété: «Tricks mit Livemusik und Theater zu verbinden, war für mich immer wichtig.» Gewisse Zauberer seien sehr gut in Manipulation und Fingerfertigkeit, andere haben sich auf Mentalmagie oder Kartenkunst spezialisiert, weiss Jamil. Der 41-Jährige bringt in seinen Shows Artisten, Akrobatinnen und Musikerinnen gemeinsam auf die Bühne. «Mit meinen Tricks versuche ich immer, eine Geschichte zu erzählen», so der Zauberer. Das sei das Spezielle an der Zauberei. Auch wenn Tricks schon etliche Male aufgeführt worden seien, könne man ihnen immer wieder eine eigene Note geben. «Es kommt darauf an, was man daraus macht», so Jamil. Wer den vielseitigen Künstler live erleben möchte, kann sich in der Laborbar sein Variété-Programm «La Poesia – Kleinkunst im Labor» anschauen. Dabei steht unter anderem die Förderung junger Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur im Zentrum. Die Show findet zwei- bis dreimal pro Jahr statt.
www.zauberart.ch, www.lapoesia.ch
Die Zauberer
In einer losen Serie stellen die Quartierzeitungen «Zürich West» und «Zürich 2» Zauberkünstler aus ihrem Verteilgebiet vor. Den Auftakt macht Jamil Tafazzolian, der nächste Beitrag widmet sich Raphael Wolf.