Vergangene Woche schlug der Circolino Pipistrello seine Zelte auf der Känguruwiese auf. In seiner aktuellen Show «Oh ja!» wird geturnt, getanzt und gesungen. Das Besondere: Dolmetscher übersetzen das Programm live in Gebärdensprache.
Larissa Jurczek
Über der Känguruwiese beim Schulhaus Döltschi hängt der Geruch von Popcorn. Die Besucher erhalten an der Kasse eine Fledermaus aufs Handgelenk gestempelt. Das passt: Pipistrello ist italienisch und bedeutet Fledermaus. Der Beginn der Show steht kurz bevor: Im Zirkuszelt haben bereits viele Schaulustige Platz genommen. In den vorderen Rängen sitzen Kinder, noch sehr beschäftigt mit ihren Süssigkeiten-Spiesschen und Popcorntüten, hinter ihnen die Eltern. Einige Gäste werden von einem der Dolmetscher in Gebärdensprache begrüsst. Vor allem die Kinder zeigen sich von den Handzeichen beeindruckt.
Dolmetscher am Bühnenrand
Pünktlich um 19.30 Uhr beginnt am vergangenen Donnerstag «Oh ja!», die aktuelle Show des Circolino Pipistrello. Bei der Begrüssung erklären die Artisten, dass alle Gespräche und Liedtexte live in Gebärdensprache übersetzt werden.
Das Programm der knapp zweistündigen Show ist abwechslungsreich – und laut. Die Artisten singen, spielen Trompete und hauen wortwörtlich auf die Pauke. Fast jede Einlage untermalen die Künstler mit Hintergrundmusik. Diejenigen, die gerade nicht klettern, tanzen oder turnen, begleiten die Auftritte musikalisch.
In der vordersten Reihe, gleich neben den Kindern, sitzen die Dolmetscher. Je nachdem, wie viele der Artisten gerade sprechen oder singen, treten einer oder mehrere von ihnen an den Bühnenrand und übersetzen. Gross auffallen tun sie nicht: Teilweise stehen sie im Halbschatten, und wer nicht auf sie angewiesen ist, übersieht sie fast.
Applaus mal anders
Einige Male geht ein Raunen durch das Zelt. Zum Beispiel dann, als zwei Künstler ungesichert einige Meter an dünnen Stricken hochklettern und an diesen waghalsige Kunststücke vorführen. Oder dann, wenn eine Geigenspielerin von ihren Spielpartnern an den Füssen gepackt und hochgehoben wird, während sie ungerührt weiterspielt, als hätte sie noch festen Boden unter den Füssen. Solche Nummern erhalten lauten Applaus vom Publikum.
Kurz vor halb zehn endet die Show mit lauter Musik und ein paar letzten akrobatischen Einlagen. Die Künstler verlassen die Bühne unter «Zugabe»-Rufen der Kinder und Applaus. Allerdings klatschen nicht alle: Einige Leute strecken beide Hände in die Höhe und drehen diese dann hin und her. In anderen Situationen hätte dies wahrscheinlich für Verwirrung gesorgt, hier ist aber allen klar: So applaudiert man in Gebärdensprache.