Die 14 Lieferwagen des «Znüni-Express» gehören schon fast zum Stadtbild. Doch nun haben alle Verkaufsfahrerinnen die Kündigung bekommen, die Touren werden «stark reduziert», wie es auf Anfrage heisst.
Werkstags gehört es zum Ritual. Etwa um neun Uhr kündigt das Hupen die Ankunft des «Znüni-Express» an. Rasch verlässt man den Arbeitsplatz und holt sich etwas zur Stärkung. Dafür kurven schon seit Jahren 14 Lieferwagen durch Zürich und bieten alles feil, was zu einem währschaften «Znüni» gehört.
Doch nun hat dieses Angebot ein Ende, zumindest in der bisherigen Form. Ein Vertreter der Znüni-Express AG in Dietikon bestätigt gegenüber «Zürich West», dass «die Verkaufsfahrerinnen von den Kündigungen betroffen sind». Als Gründe für den radikalen Abbau werden die Konkurrenz durch Supermärkte und ein «stärkeres Angebot von Tankstellen und Bäckereien» genannt. Zudem hätten sich die Ansprüche geändert: «Die Nachfrage nach vegetarischen Angeboten war vor einigen Jahren quasi noch nicht vorhanden.»
Laut Website sind momentan 19 Mitarbeiterinnen angestellt, welche mit 14 Verkaufsfahrzeugen «täglich rund 300 Firmen im Raum Zürich und Aargau anfahren und dabei jeden Tag rund 1700 Kunden bedienen.» Zumindest die Fahrerinnen haben demnach den blauen Brief erhalten. Wird denn die seit 24 Jahren bestehende Znüni-Express AG überhaupt weitergeführt? Der Sprecher bleibt vage. Nur so viel: Man werde die Sandwich- und Salatproduktion «an einem anderen Standort des Unternehmens weiterführen und ausbauen». Dafür will man vermehrt auf den Geschäftszweig «Lieferung auf Bestellung» setzen. Dazu gehöre neben der Sandwich- und Salatproduktion künftig auch ein Sortiment an Mittagsgerichten zum Aufwärmen. Weil die klassischen Verkaufstouren per Lieferwagen aber «stark reduziert» werden, will man sich vor allem auf Lieferung an Wiederverkäufer konzentrieren. Der Sprecher nennt dies ein «B-to-B»-Modell, sprich ein «Business-to-Business»-Modell.
Grounding in Zürich
Die 1994 gegründete Znüni-Express AG gehört seit 2016 zur Firma Canonica mit Sitz in Genf. Diese führt unter anderem im Flughafen Genf elf Gastro-Betriebe. Seit zwei Jahren verfolgt das 50-jährige Unternehmen seine «vertikale Integrationsstrategie» und will «ihre Aktivitäten in der Deutschschweiz ausweiten». So gehören auch zwei Restaurants im Flughafen Basel-Mulhouse zur Gruppe. In Zürich aber hat die Flotte der 14 Znüni-Express-Wagen zum Grounding angesetzt.
Noch vor etwas mehr als zwei Jahren tönte es vom damaligen Besitzer-Duo Harriet und Dominik Leisibach durchaus positiv. Gegenüber dem Magazin «Miss Moneypenny» hiess es auf die Frage, «ob der Trend Richtung gesündere Ernährung geht»: «Davon merken wir nichts. Für ein Urdinkel-Vollkornbrötchen hätten wir vielleicht zwei Kunden. Auch wegen Lebensmittelunverträglichkeiten werden wir kaum angesprochen. Aber wer so etwas hat, wird sich vermutlich bei Spezialanbietern eindecken.»
Drei Monate vor der Pension
Pikant ist zudem, dass der aktuelle Geschäftsführer der Znüni-Express AG morgen Freitag seinen Letzten hat. Er hat gekündigt. Noch bis 31. Oktober arbeitet Lucia Leiter. Dann muss sie gehen, die Touren werden eingestellt. Die stets fröhliche Verkaufsfahrerein war seit dem 23. April 1994 in der Firma. «Ich erlebte die Zeit, als wir die Fahrzeugflotte von einem auf 14 Fahrzeuge ausbauten,» Sie will sich nicht über den Niedergang der Firma äussern. «Im Januar 2019 werde ich 64-jährig und pensioniert, so betrifft mich das nicht so extrem», sagt sie und zuckt mit den Schultern. (Lorenz Steinmann, Text und Foto)