Zoo Zürich setzt sich für bedrohte Amphibien ein

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Der Zoo Zürich macht den Schutz von Amphibien zu einem zentralen Element seines Engagements, da diese weltweit stark bedroht sind. Zudem beherbergt der Zoo selbst Amphibien, unter anderem Baumsteigerfrösche. Diese weisen ein komplexes Brutverhalten auf.

Bei dem allmonatlichen Medienapéro des Zoos Zürich standen kürzlich die südamerikanischen Baumsteigerfrösche im Mittelpunkt. Diese stammen aus Süd- und Mittelamerika und präsentieren sich meist in bunten, grellen Farben. Die Farbenpracht dient zum Teil der Tarnung, hat aber auch einen ernsthaften Hintergrund: Es handelt sich um eine Warnfärbung, da sich viele Baumsteigerfrösche mit Hautgiften vor Feinden schützen. Auch für den Menschen kann der Hautkontakt mit gewissen Fröschen tödlich enden. Die Zuchtexemplare im Zürcher Zoo seien allerdings nicht giftig, so Kurator Robert Zingg. «Das Gift stammt aus bestimmten Ameisen- und Käferarten, welche die Frösche in der Wildnis zu sich nehmen.» Ohne die entsprechende Nahrung seien sie daher ungefährlich, da sie die Giftstoffe nicht selbst herstellen können.

Emanzipierte Brutpflege
Der Zoo Zürich pflegt derzeit rund zehn Arten von Baumsteigerfröschen in seinem Bestand. Bei einzelnen Arten der Amphibien gelingt die Zucht relativ einfach, bei anderen müssen grössere Anstrengungen unternommen werden. Dies hängt vor allem mit dem Brutpflegeverhalten der Frösche zusammen. Dieses zu simulieren, kann sehr aufwendig sein, denn das Brutpflegeverhalten der Baumsteigerfrösche ist generell komplex.
Für die Brutpflege im Regenwald sind die Frösche auf Wasserstellen angewiesen. Meist weichen sie auf Kleinstgewässer – wie die Trichter von Pflanzen wie Bromelien – aus, weil diese im Vergleich zu grösseren Wasserstellen kaum Fressfeinde beherbergen. Da Bromelien in der Höhe wachsen, müssen die verschiedenen Arten gut klettern können.
Bei grösseren Baumsteigerfröschen von drei bis fünf Zentimetern – wie der Färberfrosch oder der Gelbgebänderte Pfeilgiftfrosch – übernimmt das Männchen die Hauptrolle bei der Brutpflege. Es legt sein Sperma auf einem Blatt ab, auf das das Weibchen ein paar Eier ablegt. Das Männchen befeuchtet das Gelege regelmässig und transportiert die geschlüpften Kaulquappen auf dem Rücken zu einem Kleinstgewässer. Dort durchlaufen die Kaulquappen ihre weitere Entwicklung selbstständig. Bei einer anderen Gruppe mittelgrosser boden- oder baumlebender Arten wie dem Harlekin-Baumsteiger (den der Zoo Zürich allerdings «noch nicht» beherbergt), betreut das Männchen das Gelege, während das Weibchen den Transport der Kaulquappen übernimmt. Einzeln bringt sie die Kaulquappen in die Bromelientrichter und sucht sie alle paar Tage auf, um sie mit unbefruchteten Nähreiern zu füttern. Diese Art von Lieferdienst hält etwa drei Monate an. Danach wandelt sich die Kaulquappe zum Frosch.
Eine gewisse Arbeitsteilung praktiziert eine weitere Gruppe kleiner Froscharten wie der Rotrücken- Baumsteiger. Hier betreut das Männchen den Laich und verteilt die Kaulquappen in den Gewässern. Regelmässig lockt es das Weibchen zu den Standorten der Larven, wo dieses die Kaulquappen füttern kann. Die Tiere müssen also gute Ortskenntnisse haben, um die Standorte ihrer Kaulquappen immer wieder finden zu können. Zudem müssen sie die Gewässer gegenüber Feinden verteidigen.

Zoopartnerschaft mit Kolumbien

Nicht nur Fressfeinde sind eine Bedrohung für die Baumsteigerfrösche: Nebst Abholzungen stellt auch der sogenannte Chytridpilz eine Gefahr dar. Er befalle die Haut der Frösche, so Zoodirektor Alex Rübel. «Ein solcher Pilzbefall kann tödlich enden, weil die Frösche durch die Haut atmen. » Besonders in Südamerika und in Australien sorgt der Chytridpilz für eine Vielzahl toter Frösche. Auch in der Schweiz ist der Pilz verbreitet. «Hier sind die Frösche aber resistenter als in anderen Ländern und überleben.»
Doch nicht nur Frösche, sondern auch Amphibien generell sind weltweit stark bedroht. Aus diesem Grund hat der Zoo Zürich den Amphibienschutz mit dem Projekt «Amphibian Survival» zu einem wichtigen Element seines Naturschutzengagements gemacht. Dafür tat sich der Zoo mit Kolumbien zusammen, denn dieses Land beherberge eine sehr grosse Artenvielfalt, erzählte Kurator Robert Zingg. Der Zoo Zürich ging eine Partnerschaft mit der Wildlife Conservation Society, dem Zoo Cali und den fünf kolumbianischen Nationalparks ein. «Unser Ziel ist es, einen Plan zum Schutz und zum Erhalt von bedrohten Amphibienbeständen zu entwickeln und umzusetzen.» Wichtige Schritte seien dafür die Inventarisierung der Amphibienbestände, eine Beurteilung sowie Reduktion der Gefährdungsursachen (wie Entwaldung und Mülldeponien) und der Aufbau einer Zucht von ausgewählten Amphibienarten im Zoo Cali. (jul.)