Jährlich ein Alterszentrum zu sanieren oder neu zu bauen, nahm sich der Stadtrat im Jahr 2001 vor. Weil das nicht gelang, erhöhte er das Plansoll zehn Jahre später auf zwei Bauprojekte, die parallel umgesetzt werden sollten. Dies mit dem Ziel, alle 25 Alterszentren auf einen Stand zu bringen, der die Ansprüche der älteren Menschen zu erfüllen vermag.
Mittlerweile dürfte der Stadtrat wegen der Verspätung bei den Sanierungen und Ersatzneubauten nicht unglücklich sein. Die scheinbar verlorene Zeit gibt den Verantwortlichen nämlich die Möglichkeit, ihre Pläne an die Umstände anzupassen, bevor sie, in Beton gegossen, die Stadtkasse belasten. Längst geht es dabei nicht mehr bloss um grössere Zimmer mit einem eigenen Bad. Es wirken viele verschiedene Faktoren auf die künftige Nachfrage für die 2150 Plätze in den städtischen Alterszentren. Durchschnittlich bleiben die Menschen länger gesund, wollen selbstständig leben und sind bereit, auch noch im hohen Alter in eine geeignetere Wohnung umzuziehen. Dabei profitieren sie von einem verbesserten Angebot an ambulanter Pflege von privaten und öffentlichen Organisationen. All das dürfte laut verschiedenen Studien dazu führen, dass die Menschen 2030 später in ein Alterszentrum ziehen werden, als heute – dann aber mehr Pflege nötig haben.
1700 Pflegebetten zu viel
Wie stark der Markt für Alters- und Pflegeheime in der Stadt Zürich in Bewegung geraten könnte, zeigt eine Studie, die der Kanton 2016 veröffentlicht hat. Die Studie schätzt ab, ob bis ins Jahr 2035 mehr oder weniger stationäre Pflegeplätze als heute nötig sind. Gemäss der Studie fehlen – bei einem wachsenden ambulanten Angebot – im ganzen Kanton zwar gegen 3000 Betten für die stationäre Pflege. Für die Stadt Zürich sagt die Studie jedoch ein Überangebot von 1700 Betten voraus. Dies auf der Basis der Bevölkerungsentwicklung, die für Zürich von einem unterdurchschnittlichen Zuwachs ausgeht.
Der Verband Heime und Institutionen Schweiz Curaviva hat als Antwort auf die Entwicklungen in der Alterspflege ein Wohn- und Pflegemodell entwickelt. Es geht davon aus, dass sich die Altersheime als Anbieter von stationärer Pflege verstärkt vernetzen werden mit Anbietern ambulanter Pflege. Entstehen werden demnach Zusammenschlüsse von Pflegeinstitutionen, Spitex, Alterswohnungen mit Dienstleistungen und Anbietern anderer Wohnformen. In diesem Netzwerk seien Alterspflege-Institutionen nicht mehr in erster Linie als «grosse Gebäude» mit zentraler Infrastruktur zu sehen, sondern als Dienstleistungsunternehmen mit «kleiner und dezentraler Infrastruktur», prognostiziert Curaviva.
Umfangreiche Überarbeitung
Wie weit diese Überlegungen einfliessen in den Masterplan der Stadt für ihre Alterszentren, ist offen. Sicher ist: Das Hochbaudepartement hat begonnen, den erst vor drei Jahren beschlossenen Plan für deren Ersatz und Umbau zu überarbeiten. Die Grundlagen müssten neu justiert werden, sagt Kommunikationsfachfrau Anja Kopetz. «Das steht selbstverständlich auch im Zusammenhang mit der allgemeinen Marktsituation.» Die Arbeiten seien sehr umfangreich und nicht vor 2019 abgeschlossen. Insgesamt sieht die Stadt in den nächsten zehn Jahren für die Erneuerung von 18 Alterszentren Ausgaben von 600 Millionen Franken vor. Schon im Gange ist der 62 Millionen teure Ersatzneubau für das Alterszentrum Trotte in Wipkingen – die Bewohnerinnen und Bewohner sind bis Ende 2018 im Triemli untergebracht.
Über das nächste Projekt entscheidet das Stimmvolk Ende November. Der Ersatzneubau für das Alterszentrum Mathysweg ist auf 63 Millionen veranschlagt. Das 1970 gebaute Haus mit 84 Betten soll abgerissen werden. An seiner Stelle ist ein Neubau mit 97 Ein- und 12 Zwei-Zimmer-Appartements geplant. Er soll 2021 bezugsbereit sein, die Bewohner werden bis dahin im temporären Alterszentrum Triemli einquartiert. (dh.)