Zu Hause essen, als wäre man im Restaurant

Erstellt von Dennis Baumann |
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Die Familie Thieme ist von der Corona-Krise stark betroffen. Ihr Restaurant Schützenstube muss vorerst geschlossen bleiben. Mit einem Lieferdienst für vakuumierte Menüs will die Familie diese schwierige Phase überstehen.

Die Familie Thieme ist von der Corona-Krise stark betroffen. Ihr Restaurant Schützenstube muss vorerst geschlossen bleiben. Mit einem Lieferdienst für vakuumierte Menüs will die Familie diese schwierige Phase überstehen.

Restaurants und Bars bleiben weiterhin geschlossen. Die Medienkonferenz des Bundesrats von vergangener Woche deutete darauf hin, dass sich die Gastronomiebranche noch länger gedulden muss. Sich an diese Situation zu gewöhnen, ist für die Betroffenen schwierig. Zu ihnen gehört auch die Familie Thieme, die in Küsnacht das Restaurant Schützenstube führt. Trotz Anmeldung auf Kurzarbeit kämpft sie ums Überleben. Zu gross seien die Umsatzeinbrüche, sagt Martina Thieme, Wirtin des Restaurants.
Die Familie Thieme trifft es in diesem Monat besonders hart. Denn der Saisonstart des Küsnachter Schützenvereins fällt ins Wasser. Dort, wo sich die Vereinsmitglieder normalerweise verpflegen, reisst die Corona-Krise ein Loch in die Kasse. Die Thiemes sind sich bewusst, dass diese Herausforderung über längere Zeit hinweg gemeistert werden muss. Wie diverse andere Gastrobetriebe haben sie angefangen, ihre Menüs zu den Kunden nach Hause zu bringen.

«Kinderleicht in der Zubereitung»
«Choche wie de Chef», so heisst das in Notzeiten entstandene Angebot. Denn anders als die meisten anderen Restaurants, die auf Take-away umgeschaltet haben, werden hier keine warmen Mahlzeiten zubereitet und geliefert. Stattdessen werden diese vakuumiert verpackt. Einmal in der Woche, jeweils am Freitag, werden die Menüs zu den Kunden nach Hause geliefert. «Sie sind kinderleicht in der Zubereitung. Darauf haben wir besonders geachtet», sagt Martina Thieme. Eine Anleitung soll dafür sorgen, dass beim Aufwärmen nichts schiefgehen kann. Dabei sind die Mahlzeiten weit weg vom Fertigmenü aus der Plastikschale. Die Zutaten werden alle einzeln abgepackt. So sind beispielsweise bei einem Burger das Fleisch und die Brötchen voneinander getrennt. Dass die Menüs vakuumiert und nur wöchentlich geliefert werden, hat mehrere Gründe. Im Vordergrund stehe die Kapazität, die bei ihrem Restaurant nicht gegeben ist. «Wir können gar nicht jeden Tag liefern. Dazu fehlt uns die Infrastruktur. Das fängt beim Fahrzeug schon an», sagt Thieme und fügt an: «Schliesslich ist dieser Wechsel aus der Not entstanden. Wir sind nicht wie ein Takeaway ausgerüstet.»
Daher sei es auch nie das Ziel gewesen, die Kundschaft auf Abruf zu verpflegen. Stattdessen soll das Angebot als Möglichkeit angesehen werden, sich für ein paar Tage mit Essen eindecken zu können. Denn die Zutaten in den Vakuumbeuteln halten bis zu fünf Tage im Kühlschrank. Zudem sollen die Menüs möglichst wie frisch aus der Küche schmecken. Deswegen sind nicht alle beliebten Klassiker der «Schützenstube» bestellbar. In mehreren Testläufen hat das Team herausgefunden, welche Menüs sich zum Aufwärmen besonders gut eignen.
Weiter wolle man in dieser Notlage nicht mit anderen Betrieben in Konkurrenz stehen, erklärt Thieme. «Wir wollen mit niemandem konkurrieren. Es ist uns eher wichtig, in solchen Zeiten mit unseren Partnern weiter zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen.»

Die Nachfrage besteht
Auf mehreren Kanälen in den sozialen Medien machten die Thiemes auf ihr Angebot der «Schützenstube» aufmerksam. Speziell über Mundpropaganda konnten sie genügend Kunden von sich überzeugen. Vor allem Freunde und bisherige Stammkunden erfreuen sich an den Essens-Kits. «Am liebsten hätten wir unsere Gäste natürlich in unserem Lokal. Aber fürs Erste geht es nicht anders», so Martina Thieme.