Die Stiftung Zürcher Lighthouse schlägt in ihrer 30-jährigen Geschichte ein neues Kapitel auf: Zusammen mit der à Porta-Stiftung realisiert sie ein Neubauprojekt im Kreis 4.
Lisa Maire
«Für uns ist es ein Glücksfall, dass wir dieses Projekt mit der à Porta-Stiftung realisieren können», sagte Hans-Peter Portmann, Präsident Stiftung Zürcher Lighthouse und FDP-Nationalrat, letzte Woche vor den Medien. Die Pionierin in der Palliative Care hatte sechs Jahre lang nach einer Standortalternative gesucht. Diese drängte sich wegen des grossen Sanierungsbedarfs im Haus an der Carmenstrasse in Hottingen auf. Für die Sanierung hätte man den Betrieb zwei Jahre lang stillegen müssen, was auch mit einem Verlust von Fachkompetenz verbunden gewesen wäre, so Portmann. Mehrere Projekte für einen Umzug in bestehende Bauten fielen ins Wasser, so wurde schliesslich nach Neubauprojekten gesucht, an die man sich anhängen könnte. Mit der à Porta-Stiftung konnten nun sehr langfristige Verträge für die Nutzung eines Trakts in der geplanten Ersatzneubau-Siedlung an der Egli-/Hohlstrasse geschlossen werden.
Mehr Platz und Komfort
Das Zürcher Lighthouse, das unheilbar kranken Menschen seit 30 Jahren eine schmerzlindernde und ganzheitliche Pflege anbietet und ihnen so einen möglichst autonomen und würdevollen Abschied ermöglichen will, baut mit seinem Umzug auch sein Angebot aus. An der neuen Adresse im Kreis 4 entstehe ein Kompetenzzentrum sowohl für stationäre als auch für ambulante Palliativpflege, das es von seiner Art und Grösse her bisher in der Schweiz noch nicht gebe, betonte Portmann.
Im neuen Lighthouse soll Menschen in ihrer letzten Lebensphase deutlich mehr Raum und Komfort als am bisherigen Standort zur Verfügung stehen. So werden die insgesamt 42 Patientenzimmer (heute sind es 20) nicht nur alle mit eigenen Nasszellen, sondern beispielsweise auch mit einer Sauerstoffleitung direkt aus der Wand bestückt sein. Auch für demenzkranke Patienten sind bessere Lösungen vorgesehen. Nicht zuletzt wird die Institution neu auch über Kühlräume und einen «Raum der Stille» verfügen sowie über eine geschützte Zufahrt für Ambulanz und Bestattungswagen. An der Carmenstrasse müsse jeweils auf der Strasse vor dem Haus umgebettet werden, betonte Portmann.
Gleichzeitig wird das stationäre Betreuungsangebot mit einem spezialisierten Tageszentrum für die ambulante Behandlung von Menschen mit lebensbegrenzenden oder chronischen Erkrankungen ergänzt. Auch Aufenthalte von Patienten, die sich vor allem nachts unsicher fühlen und Betreuung wünschen, sind möglich. Dazu kommen Angebote für die palliative Pflege zu Hause – einem Bereich mit steigender Nachfrage.
Stationäre und ambulante Pflege
Ambulante und stationäre Strukturen im neuen Lighthouse lassen sich je nach Bedarf flexibel handhaben – bis hin zu Untervermietung einzelner Etagen bei allfällig fehlender Auslastung. «Sterben ist schwer planbar», erklärte dazu Portmann. Zurzeit sei das Lighthouse zwar zu 100 Prozent besetzt und es gebe eine Warteliste. Andererseits rechnet man beim Lighthouse mit einer steigenden Tendenz zur ambulanten Palliativpflege. Der Bedarf an stationären Plätzen für die letzte Lebensphase werde aber weiterhin hoch sein, ist Portmann überzeugt. Er gab zudem zu bedenken, dass die spezialisierte Palliativpflege zu Hause auch eine Kostenfrage sei. Nicht alle könnten sich dieses «Home Setting» leisten. Im Lighthouse hingegen sei es möglich, denjenigen Teil der Kosten, den ein Patient respektive dessen Versicherungen nicht decken kann, mit Spendengeldern zu finanzieren. «Es wird beides brauchen – stationäre und ambulante Angebote», betonte auch Urs Martin Lütolf, Verwaltungsratspräsident Zürcher Lighthouse AG. Das Lighthouse werde genügend flexibel sein, um Nachfrageschwankungen aufzufangen.
Weniger Wohnungen für mehr Menschen
In den beiden U-förmigen Ersatzneubauten der à Porta-Stiftung zwischen Egli-, Hohl- und Eichbühlstrasse entstehen neben dem Kompetenzzentrum für palliative Pflege insgesamt 149 Wohnungen. Das sind zwar 50 Wohnungen weniger, als es heute gibt. Gemäss den Projektverantwortlichen nimmt aber die Wohnfläche um 20 Prozent zu, und in den neuen Häusern werden mehr Menschen als heute leben können. Neben Kleinwohnungen sind neu auch grosse Wohnungen für Familien und WGs vorgesehen.
Die bestehenden à Porta-Bauten aus den 30er Jahren entsprechen nicht mehr den Bauvorschriften – vor allem in Sachen Lärm- und Erdbebenschutz. Man merke, dass sie damals sehr günstig gebaut worden seien, sagte Architekt Martin Schwager von Ken Architekten vor den Medien. Eine Sanierung brächte sehr weitreichende Eingriffe mit sich und würde die Wohnungen unverhältnismässig verteuern. Die à Porta-Stiftung entschied deshalb, die Häuser abzureissen und neu aufzubauen. Die neuen Wohnungen und das Kompetenzzentrum für Palliativpflege sollen Ende 2022/Anfang 2023 bezugsbereit sein.
Die à Porta-Stiftung besitzt in der Stadt Zürich weit über 1000 Wohnungen und vermietet diese zu möglichst günstigen Preisen. Ein Teil der Mieteinnahmen wird jeweils an gemeinnützige Organisationen gespendet. (mai.)