Da ist Musik drin: Jeden Dienstag bietet der Florhof Raum für musikalisches Neuland. In der Kompositionswerkstatt der MKZ entwickeln Jugendliche Stückideen und bringen sie am eigenen Instrument zum Klingen. Am 8. Februar geben die jungen Komponistinnen und Komponisten ein Konzert.
Seit den 90ern erwachsen der Kompositionswerksatt der städtischen Musikschule (MKZ) die vielfältigsten Kompositionen. In der offenen Werkstatt dürfen 8- bis 20-jährige Musikbegeisterte ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen: Statt es bei der Interpretation von Werken bekannter Komponistinnen und Komponisten zu belassen, haben sie hier die Gelegenheit, selbst die Feder – respektive die Computermaus – in die Hand zu nehmen.
Komponieren in Eigenregie
Vor drei Jahren hat der Pianist und Klavierlehrer Andi Szalatnay (46), wohnhaft in Oerlikon, die Kompositionsklasse übernommen. Frontalunterricht ist hier nicht Programm, die Kinder tüfteln selbstständig an ihren Projekten. Dabei ist Szalatnay die Ansprechperson für werkspezifische Anliegen. Da die Kinder für unterschiedliche Besetzungen schreiben, ist es wichtig, die technischen Einschränkungen der verschiedenen Instrumente nicht ausser Acht zu lassen. So tauchen Fragen auf wie: «Klingt die Flöte auch in den ganz hohen Tonlagen noch schön?» oder «Lässt sich diese Melodie auf der Geige überhaupt greifen?»
Inspiration von den ganz Grossen
In eindrücklichem Tempo denken sich die Schülerinnen und Schüler neue Kompositionen aus. Die 11-jährige Johanna aus dem Kreis 6 benötigt pro Werk ungefähr zwei Lektionen. Wie sie zu den Ideen kommt? «Meistens schreibe ich einfach mal drauf los – die Ideen kommen dann wie von selbst», erzählt Johanna, als wäre das Komponieren die einfachste Sache der Welt. Hochkonzentriert arbeitet die Schülerin an ihrem Werk «Mystery Night», einem Stück für Klavier, Schlagzeug und Gitarre. Emilie (13) und Yael (8, beide aus dem Kreis 6) wiederum überlegen sich als Erstes einen Titel und orientieren sich dann am selbst gesetzten Thema.
Der 13-jährige Marco aus dem Kreis 8 hingegen lässt sich ganz bewusst von Stücken inspirieren, die er im Geigenunterricht schon selbst unter den Bogen genommen hat. Aktuell arbeitet er am Stück «Unruhiges Solo». Besonders musikkundige Zuhörerinnen und Zuhörer dürften dabei einen Einfluss des ungarischen Komponisten Béla Bartók heraushören. «Das Thema habe ich aus einem Stück Bartóks übernommen. Man müsste Bartóks Stück aber schon sehr gut kennen, um das Thema tatsächlich wiederzuerkennen», führt Marco aus.
Szalatnay beobachtet, dass in den Stücken oft Konventionen erkennbar sind, die den Kindern schon aus dem Instrumentalunterricht bekannt sind. «Zum Teil entstehen aber auch ganz wilde Sachen, wo man sich fragt: «Woher kommt jetzt die Idee?», staunt Szalatnay. Stilistisch manifestiert sich im Repertoire die mehrheitlich harmonische Klangwelt, von welcher die Kinder in ihrem Alltag umgeben sind.
Von der Note zum Klang
Nachdem die musikalische Idee in den Notentext übersetzt worden ist, folgt nun der Übergang von der Note zum Klang: die wichtigste musikalische Bewährungsprobe einer Komposition. Zum ersten Mal sollen die Kinder diese an den Instrumenten zum Klingen bringen. Ein enormer Unterschied zur synthetischen Computerversion: «Die Stücke tönen live viel besser», findet Emilie. Die musikalische Umsetzung der Stücke dient den Kompositionslehrlingen als wertvolles Feedback – wenn sie hören, dass gewisse Nuancen ihren Vorstellungen nicht ganz entsprechen, können sie noch ganz gezielt Feinschliff vornehmen.
Da alle Kompositionen gespielt werden sollen, liegt es auf der Hand, das Semester mit einem Abschlusskonzert ausklingen zu lassen – zum Glück interessierter Zuhörerinnen und Zuhörer, welche so ebenfalls in den Genuss der erstmals aufgeführten Eigenkompositionen kommen können.
Abschlusskonzert der Kompositionswerkstatt. 8. Februar, 18.30 Uhr. Kleiner Saal der MKZ. Florhofgasse 6, 8001 Zürich. Eintritt frei. An der Veranstaltung gilt die 2G-Regel.