Zunft zur Letzi feiert Martinimahl dihei

Erstellt von Norbert Hess |
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Neben dem Sechseläuten ist das Martinimahl ein Höhepunkt im Leben jeder Zürcher Zunft. Martini (11. November) ist der Tag, an dem der Zehnten (Steuern) abgeliefert werden musste und an dem auf das vergangene Jahr zurückgeblickt wurde. Die Zunft zur Letzi feierte wegen Corona «virtuell».

Auch bei der Zunft zur Letzi fieberten gegen 150 Personen auf den Anlass, der im Saal des kürzlich renovierten Zunfthauses festlich gefeiert werden sollte. Infolge Corona war es unmöglich, den Anlass durchzuführen und so viele Menschen in einem Raum zu versammeln. Fast alle Zünfte haben den Anlass abgesagt. Nicht so die Zunft zur Letzi. Diese führte den Anlass «virtuell» durch. Wie geht das?

In den historischen Räumen des eigenen Zunfthauses wurde ein Fernseh­studio mit aller notwendigen Technik eingerichtet. Der Zunftwirt hatte 230 köstliche Dreigangmenüs vorbereitet. Diese wurden in Kühlwagen an drei Standorten zur Abholung bereitgestellt. Jungzünfter sorgten dafür, dass es an den Abholstationen keine Staus gab, damit alle Menüs und genügend Zunftwein abgegeben wurden.

Zunftmeister auf dem Bildschirm

Am Abend trafen sich die Familien zu Hause in der eigenen Stube. Ab 17 Uhr wurde am Computer die Videokonferenz angeklickt und jedermann konnte verfolgen, was präsentiert wurde.
Der im März 2020 neu gewählte Zunftmeister Stefan Forster begrüsste die Teilnehmer aus dem Fernsehstudio und blickte in seiner witzigen und zugleich besinnlichen Martinirede auf das vergangene Jahr zurück. Der Stubenmeister forderte anschliessend die Teilnehmer auf, die Vorspeise aus dem Kühlschrank zu nehmen und zu servieren.

Mit Ehrengästen

30 Minuten später ging es mit der Vorstellung des ersten Ehrengastes, dem Zunftmeister der Zunft zur Zimmerleuten, weiter. Dieser antwortete auf ebenso lustige wie nachdenkliche Art. Jetzt blieb Zeit, um den vorbereiteten Hauptgang aufzuwärmen und zu servieren.

Die Videokonferenz ging anschliessend mit der Vorstellung des zweiten Ehrengastes weiter, dem Zunftmeister der Zunft zu Wiedikon. Dieser konterte mit einer fulminanten und humorvollen Gegenrede. Zu Hause konnte jetzt das Schokoladenbrownie genossen werden. Zum Abschluss wurden noch zahlreiche Zünfter geehrt, die für die Letzi viel Zeit und Energie geopfert und wertvolle Beiträge geleistet hatten. Um 22 Uhr schloss der Zunftmeister Stefan Forster das erste virtuelle Martinimahl, einen äusserst gelungenen Anlass.