Der Fahrplanwechsel am 13. Dezember steht gemäss einer Mitteilung der SBB im Zeichen der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale, die nach 28 Jahren Bauzeit fertiggestellt wird. Die Flachbahn durch die Alpen ermögliche neue Angebote im nationalen und internationalen Güter- und Personenverkehr. «Der Fahrplan 2021 bringt schnellere, häufigere und bequemere Verbindungen nach Mailand und München sowie zahlreiche Verbesserungen für den Personenverkehr in der ganzen Schweiz», heisst es in der Mitteilung weiter. Einzelne Angebotselemente würden aufgrund der Corona-Pandemie verzögert in Betrieb genommen.
Es fehlen 211 Lokführerinnen und Lokführer
Doch die SBB musste heute auch einen vorübergehenden Angebotsabbau vermelden: «Aufgrund des Lokführermangels kommt es bis zum Fahrplanwechsel im Dezember zu Angebotseinschränkungen», schreiben die Bundesbahnen. Die SBB haben in der Vergangenheit bei der Bedarfs-, Einsatz- und Ausbildungsplanung des Lokpersonals Fehler gemacht. Die Planungen wurden 2019 korrigiert und auf den effektiven Bedarf ausgerichtet. Trotzdem fehlen per Ende August 2020 211 Lokführerinnen und Lokführer. Die Corona-Krise hat die angespannte Situation zusätzlich verschärft, da viele Aus- und Weiterbildungskurse während Monaten nicht durchgeführt werden konnten. Folglich verschiebt sich der Abschluss der Ausbildungsklassen um zwei bis vier Monate. Um den Unterbestand auszugleichen, hatten die SBB bereits im letzten Sommer zusätzliche Ausbildungsklassen gebildet, die nun im Verlauf der Jahre 2021 und 2022 abschliessen. Im November befinden sich bei den SBB insgesamt 340 Lokführer gleichzeitig in Ausbildung. «Der Unterbestand beim Lokpersonal wird sich bis Mai 2021 auf rund 110 Personen halbieren», versichern die SBB.
Die SBB haben neben gewissen Zugsverbindungen, die in der Folge der Covid-19-Krise wegen fehlenden Lokführern nicht wieder in Betrieb genommen wurden, weitere Angebotseinschränkungen geprüft. Nun wurden zusätzliche Massnahmen für die Regionen Westschweiz, Mittelland und Nordwestschweiz sowie Zürich festgelegt. Diese treten ab dem 7. September in Kraft und dauern bis zum Fahrplanwechsel vom 13. Dezember. Durchschnittlich fallen an den Werktagen von den über 9000 rund 200 (2.2 Prozent) der Verbindungen aus. Aus diesem Grund lassen die SBB im Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) in den Hauptverkehrszeiten etliche S-Bahn-Kurse und ganze S-Bahn-Linien ausfallen.
ZVV ist nicht erfreut
Der ZVV ist laut Mitteilung über diese Angebotsreduktion nicht erfreut: Mit Blick auf die steigenden Frequenzen und im Hinblick auf die Winterzeit drohten Engpässe und negative Auswirkungen auf die Fahrgäste im Gebiet des ZVV. Der ZVV verlange von der SBB, diese Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. «Dass die SBB nicht imstande ist, die bestellten S-Bahn-Leistungen zu liefern, ist äusserst bedauerlich und ein trauriges Novum in der Geschichte der Zürcher S-Bahn. Die Leidtragenden sind in erster Linie die Fahrgäste: Ihnen stehen weniger Verbindungen und weniger Platz zur Verfügung. Zudem können nicht mehr überall funktionierende Reiseketten gewährleistet werden», schreibt der ZVV.
Die meisten der betroffenen Kurse wurden ursprünglich im Lockdown ausgesetzt und hätten während des Sommers im Rahmen der Wiederaufnahme des vollständigen Regelfahrplans wieder hochgefahren werden sollen. Als Folge des Lokführermangels verzögerte sich dies aber. Konkret handelt es sich um die meisten Kurse der S20 am rechten Seeufer, die S21 im Furttal am Nachmittag, zwei Kurse der S23 zwischen Zürich und Winterthur sowie die S42 als Direktverbindung vom Aargauer Freiamt nach Zürich. Ab dem 6. September dünnen die SBB das Angebot zusätzlich punktuell weiter aus. So wird die S21 im Furttal neu komplett eingestellt. (pd./pw.)