Zwei Chefs für eine Schule – und ihre Erfolgsrezepte

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Dvorah Braunschweig-Gross und Mathias Steffen führen die Primarschule Sihlfeld im Kreis 4 seit drei Jahren gemeinsam – mit viel Gespür und Erfolg. Co-Schulleitungen ohne Hierarchie gehören im Schulkreis Limmattal mittlerweile zum Standard.

Dvorah Braunschweig-Gross und Mathias Steffen führen die Primarschule Sihlfeld im Kreis 4 seit drei Jahren gemeinsam – mit viel Gespür und Erfolg. Co-Schulleitungen ohne Hierarchie gehören im Schulkreis Limmattal mittlerweile zum Standard. 

Roland Schaller *

370 Schülerinnen und Schüler, 50 Lehrerinnen und Lehrer, verteilt auf 14 Klassen und 6 Kindergärten, zusätzlich 40 Angestellte in insgesamt acht Horten – die Schule Sihlfeld ist verglichen mit der Privatwirtschaft ein grösseres KMU. Geführt wird die Schule von einer Co-Schulleitung: Dvorah Braunschweig-Gross arbeitet seit drei Jahren im Sihlfeld. Sie ist von Beruf Primarlehrerin und leitete zuvor sieben Jahre eine Privatschule. Mathias Steffen gehört zu den ersten Schulleitern im Kanton Zürich und arbeitet seit 15 Jahren im Sihlfeld. Er bezeichnet sich selbst als Quereinsteiger, kommt er doch ursprünglich aus der Wirtschaft und verfügt über ein stufenfremdes Lehrdiplom. Beide sind mit einem Pensum von je 85 Prozent angestellt.

Zusammenarbeit ohne Wettbewerb

Doch wie leitet man überhaupt einen solchen Betrieb ohne klare Führungshierarchie? «Unsere Zusammenarbeit funktioniert ausgezeichnet», erklärt Dvorah Braunschweig-Gross. Und Mathias Steffen doppelt nach: «Wir ergänzen uns, arbeiten ohne Wettbewerb und mit gegenseitiger Wertschätzung zusammen.» Die Aufgaben haben sie sich aufgeteilt. So betreuen sie jeweils eine Anzahl Klassen mit den dazugehörenden Lehrpersonen, Eltern und Kindern. Die Eltern akzeptieren die ihnen zugeteilte Schulleitung. Versuche, die beiden gegeneinander auszuspielen, haben sie bis jetzt noch nicht erlebt.

Es gibt aber auch klar getrennte sowie gemeinsame Zuständigkeiten. Für den Kindergarten ist Braunschweig-Gross alleine verantwortlich, für die Betreuung Steffen. Als gemeinsames Führungsinstrument nutzen sie das Wochenmail, in welchem sie zusammentragen, was läuft und was erledigt werden soll. Sitzungen und Weiterbildungstage bereiten sie gemeinsam vor. Bei wichtigen Angelegenheiten treten sie bewusst gemeinsam als Team auf.

Entscheidungen fallen überlegter

Gibt es ein Erfolgsrezept, wie zwei Führungspersönlichkeiten zusammenarbeiten können? «Nicht auf der eigenen Meinung beharren, flexibel und kompromissbereit sein», zählt Mathias Steffen auf. «Und zusammen lachen können», ergänzt Dvorah Braunschweig-Gross. Von aussen merkt man aber auch sofort, dass die Chemie zwischen den beiden Schulleitenden stimmt. «Gerade bei schwierigen Situationen, sei es mit Lehrpersonen oder mit Eltern, können wir uns gegenseitig austauschen und den Rat des anderen einholen, das ist ein grosser Gewinn», sagt Braunschweig. «Co-Schulleitungen, die gut funktionieren, bringen insgesamt eine bessere Qualität», ist Steffen überzeugt. Zwar brauche es mehr Zeit für den Austausch, die Entscheidungen würden aber überlegter und weniger einsam gefällt.
Die Schule Sihlfeld steht, was die Führungsphilosophie angeht, durchaus beispielhaft für den gesamten Schulkreis Limmattal. Von den insgesamt elf Schulen des Schulkreises werden acht von Co-Schulleitungen geführt. «Diese Führungsstruktur gehört zu meinem politischen Programm für den Schulkreis», bestätigt Schulkreispräsidentin Katrin Wüthrich. Denn auch sie sieht darin mehr Vor- als Nachteile: «Co-Schulleitungen müssen dialogfähig sein, und das ist im Umgang mit Lehrpersonen, aber auch mit Eltern und Kindern enorm wichtig.»

* Roland Schaller ist Mitglied der Schulbehörde Schulkreis Limmattal